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Sie bemühten sich redlich

BASKETBALL Für Erstligist Alba Berlin könnte im Viertelfinale der Playoffs Endstation sein: Am Samstag spielen sie gegen die Frankfurt Skyliners, ein Sieg wäre eine Überraschung

Am Willen wird es nicht gelegen haben, so viel lässt sich sagen. Wenn Alba am Samstag gegen die Frankfurt Skyliners mit hoher Wahrscheinlichkeit aus den Playoffs ausscheidet, wird man den Berlinern nicht vorwerfen können, sie hätten zu wenig gekämpft.

Doch in den Viertelfinal-Playoffs der Basketballbundesliga BBL ist Bemühen allein ein schlechter Begleiter, wenn es an so viel anderem hapert. Mit 65:71 hatte Alba das zweite Playoff-Spiel gegen Frankfurt verloren. Das war zwar nicht ganz so deutlich wie die herbe 64:83-Klatsche im ersten Spiel, allerdings agierten die Berliner auch im zweiten Spiel offensiv so langsam, unkoordiniert und ideenlos, dass in der Max-Schmeling-Halle niemand ernsthaft zu glauben schien, man könnte die starken Frankfurter schlagen. Unsicherheit vor dem Korb, eine unterirdische Trefferquote von 28 Prozent: Um diese Serie noch zu drehen, müssten die Berliner ihr Spiel in fast jeder Hinsicht umkrempeln.

Zeit dafür bleibt kaum, denn schon am Samstag geht es in Frankfurt um alles oder nichts. „Wir haben die Serie auf keinen Fall aufgegeben“, stellt Verteidigungsspieler Ismet Akpinar klar. „Wir werden die Niederlage analysieren und abhaken. Wir haben Selbstbewusstsein und gute Spieler.“

Die Sache mit dem Selbstbewusstsein unterstreichen die Berliner derzeit immer wieder mit Nachdruck. Das wirkt allerdings nur begrenzt überzeugend, wenn einem das Selbstbewusstsein vom eigenen Manager abgesprochen wird. Die Mannschaft agiere ängstlich, hatte Marco Baldi nach dem ersten Playoff-Spiel gesagt. Auch Trainer Sasa Obradovic konstatierte nach dem zweiten Match, sein Team sei „zu hektisch und zu nervös“.

„Wir haben das Selbstbewusstsein, wir müssen es einfach nur abrufen“, sagt hingegen Akpinars Teamkollege Niels Giffey. Das wäre höchste Zeit, denn durch den Best-of-Five-Modus wäre im Falle einer Niederlage am Samstag die Saison für Alba vorbei. Selbst ein Sieg wird nur begrenzt Luft verschaffen, weil die Frankfurter auch in den folgenden zwei von fünf Spielen den Sack zumachen können. Das die souveränen Skyliners demnächst drei Niederlagen in Serie gegen Alba kassieren werden? Eher unwahrscheinlich.

Zumal es derzeit bei Alba an mehr hapert als nur am Selbstbewusstsein. „Der Spielflow hakt bei uns“, so Giffey. „Kleine Sachen klappen nicht, wir machen wenige einfache Punkte.“ Tatsächlich erweckt die Mannschaft oft den Eindruck, sie wolle es sich vor dem Korb so kompliziert machen wie irgendwie möglich. Es fehlt an Varia­tions­freudigkeit, die Berliner rennen sich fest. Wenn sie dann auf den Korb werfen, bleibt das oft unpräzises Stückwerk.

Im Angriff zu verkrampft

Die Frankfurter hingegen sind derzeit in exzellenter Form und dürften sich auch am Samstag auf ihre flinken Angriffe und auf Topstar Jordan Theodore verlassen. Immerhin trat Alba im zweiten Spiel in der Defensive etwas stärker auf. Am Samstag muss das allerdings noch deutlich besser werden, wenn die Mannschaft nicht wieder permanent einem Rückstand hin-­­terherlaufen will. Und im Angriff sind die Frankfurter zudem um Klassen besser. „Wir sind im Angriff zu verkrampft“, sagt auch Alba-Ko-Trainer Thomas Paech. Schon die ganze Saison über läuft bei Alba im Spielaufbau wenig zusammen – in den Playoffs konnte die Mannschaft von Sasa Obradovic sich bislang nie entscheidend steigern.

So wird die Saison für Alba möglicherweise schon am Samstag beendet sein. Auch wenn die Verantwortlichen betonen, die Serie sei noch nicht entschieden, klingen sie zurückhaltend. „Wir müssen versuchen, Frankfurt das Leben schwer zu machen“, sagt Thomas Paech. Vom Gewinnen redet er nicht. Stattdessen sagt er lieber: „Wir werden einen Kampf bieten.“ Am Willen wird es also nicht gelegen haben. Aber Fleißkärtchen machen noch keinen Playoff-Sieg. Alina Schwermer