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THEATER

TheaterEsther Slevogtbetrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Im Titel dieses berühmten Romans von 1929 ist immer noch zusammengefasst, was den Mythos dieser Stadt ausmacht. Aber er steht auch für das vereinsamte Individuum, das im kapitalistischen Sog der Riesenmetropole den Halt verliert: „Berlin Alexanderplatz“ von Alfred Döblin, der nicht weit vom Alexanderplatz in der Frankfurter Allee als Arzt gearbeitet hat. Das Buch ist oft verfilmt worden, zum Beispiel von Rainer Werner Fassbinder. Aber auch im Theater hat es schon bedeutende Adaptionsversuche gegeben. Von Frank Castorf zum Beispiel, der die Geschichte im schon skelettierten Palast der Republik gezeigt hat, kurz bevor dieses Bauwerk aus dem Berliner Stadtbild verschwand.

Nun macht sich im Deutschen Theater der Regisseur Sebastian Hartmann ans Werk, die Geschichte von Franz Biberkopf für die Bühne zu erzählen. Nach verbüßter Haftstrafe will dieser Biberkopf es eigentlich besser machen, landet aber doch wieder im kriminellen Räderwerk des Molochs Berlin und geht darin unter. Hartmann arbeitet wieder einmal mit dem Künstler Tilo Baumgärtel zusammen, der schon früheren Arbeiten Hartmanns den Stempel seiner sehr besonderen Kunst aufgedrückt hat (Deutsches Theater: „Berlin Alexanderplatz“, Premiere 12. Mai, 19 Uhr).

Dann läuft in Berlin natürlich längst das Theatertreffen,das mit dem Anspruch antritt, so eine Art Olympische Spiele des deutschsprachigen Theaters zu sein. Zu sehen sind zehn Inszenierungen, die von einer KritikerInnenjury als „bemerkenswert“ ausgewählt wurden. Aber gleichzeitig ist das Festival auch ein beliebter Branchentreff. Zum Theatertreffen gehört auch der Stückemarkt, wo man stets aktuellste dramatische und postdramatische Trends und Ästhetiken präsentiert. Das müssen nicht mehr zwingend AutorInnen sein, denn längst hat sich der Autorenbegriff vom reinen Verfassen eines Dramas wegentwickelt. Am 13. Mai wird der Stückemarktim Rahmen des Theatertreffens mit der Präsentation einer Performance von „Two-Women-Machine-Show“ des dänischen Künstlers Jonathan Bonnici eröffnet. „Trans-“ ist sie überschrieben (Haus der Berliner Festspiele: Stückemarkt 2016, Eröffnung 13. Mai, 16 Uhr).

Im kleinen Theater Tiyatrom in Kreuzberg steht die Uraufführung eines Stücks von Eugen Ruge auf dem Plan, dessen Roman „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ u.a. den Alfred-Döblin-Preis und den Deutschen Buchpreis bekam. „Und Gad ging zu David“ erzählt die schweijkhafte Coming-out-Geschichte eines jungen Juden in der Nazi-Zeit, der sich mit Witz und List über die Abgründe seiner Zeit zu retten weiß (Premiere: Theater Tiyatrom, 13. Mai, 19.30 Uhr).

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