Elektroautos

Mit bis zu 4.000 Euro Prämie wollen Bundesregierung und Auto­hersteller den müden Markt für die E-Fahrzeuge munter machen

Mit Strom in die Zukunft oder in die Sackgasse?

Verbrauchertipps Die Vor- und Nachteile des Elektroautos und was ich beachten muss, um die Prämie zu kassieren

BERLIN taz | 4.000 Euro Prämie sind kein Pappenstil. Soll ich als umweltbewusster Bürger nun die Chance ergreifen, ein E-Auto zu kaufen? Und was muss ich dabei beachten?

Wie bekomme ich die Prämie für mein neues E-Auto?

Beim Kauf des Elektro- oder Hybrid-Pkw gewährt der Autohändler die eine Hälfte der Prämie, indem er 2.000 (für ein reines Elektroauto) oder 1.500 Euro (Hybrid) vom Preis abzieht. Wie sichergestellt wird, dass es sich dabei nicht nur um einen vorgetäuschten Rabatt handelt, der eine vorherige Preiserhöhung nur neutralisiert, ist noch nicht geklärt. Mit dem Kaufvertrag, der den Händleranteil der Prämie ausweist, beantrage ich dann die andere, staatliche Hälfte der Prämie beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa). Das Bafa überweist mir die 2.000 beziehungsweise 1.500 Euro auf mein Konto.

Spare ich zusätzlich Kfz-Steuer?

Das ist noch nicht sicher. Die Fraktionsvorstände der Union und SPD hatten das zwar beschlossen. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) äußerte sich am Mittwoch jedoch zurückhaltend. Wenn ich mein neues Elektrovehikel in der Firma während der Arbeit auflade, muss ich das allerdings nicht als geldwerten Vorteil versteuern.

Gibt es bald genug Stromtankstellen?

Vielleicht. Ob die 15.000 neuen Ladesäulen ausreichen, von denen Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) spricht, muss sich aber erst noch zeigen. Wahrscheinlich gibt es auch dann noch gewisse Lücken im Netz der Stromtankstellen. Aber die Chance dürfte deutlich höher sein als heute, am Supermarkt, dem Fitnesscenter, dem U-Bahnhof oder der Autobahnraststätte einen Stromspender zu finden. Ein Problem werden wahrscheinlich weiterhin die eng bebauten Wohnviertel in den Städten bleiben. Man kann schlecht sein Kabel nachts aus dem fünften Stock herunter zum Auto hängen lassen.

Welche E-Autos haben die Hersteller heute im Angebot?

Die meisten sogenannten E-Autos haben heute noch einen Hybrid-Antrieb. Zum Beispiel der Toyota Prius. Elektro- und Benzinmotor werden dabei kombiniert. Kurze Strecken werden elektrisch zurückgelegt, bei längeren läuft der Otto-Motor. Bei reinen E-Autos gibt es bislang ein gutes Dutzend Modelle, beispielsweise den Sportwagen Tesla aus den USA, den Renault Kangoo, den Nissan Leaf, die VWs E-Golf und E-Up, einen Smart und den BMW i3. Außer bei Tesla liegt die angegebene Reichweite meist zwischen 100 und 200 Kilometern pro Batterieladung. Wobei man den Hinweis „bis zu“ ernst nehmen sollte, wenn man auf der Fahrt von Hamburg nach München nicht zwischen zwei Stromtankstellen mit leerem Akku liegenbleiben will. Heizung und Klimaanlage verkürzen die Reichweite. Die normale Ladedauer liegt oft zwischen fünf und acht Stunden – was die Fahrt in den Urlaub zu einem tagelangen Unterfangen machen kann. Die Höchstgeschwindigkeit geben die Hersteller in der Regel mit um die 130 Stundenkilometern an. Die Teslas sollen Tempo 200 schaffen.

Fahren wir bald voll öko?

Ein guter Teil des Stroms im deutschen Netz wird in den kommenden Jahrzehnten noch aus Braunkohle-, Steinkohle- und Atomkraftwerken stammen. Heute sind das etwa 65 Prozent – Tendenz sinkend. Etwa ab dem Jahr 2050 soll es nur noch Ökostrom geben. Erst dann fahren Stromautos klima­neutral.

Sind Hybrid-Fahrzeuge wirklich umweltfreundlich?

Was den Energieverbrauch beim Fahren betrifft, haben sie einen gewissen Ökovorteil gegenüber Benzinern und Dieseln. Da der Elektromotor den Pkw aber nur einen Teil der Fahrzeit antreibt, hält sich der Mehrwert in Grenzen.

Sind wir dank unserer E-Autos in Zukunft alle cool und chic?

So könnte die Zukunft aussehen: Das Autofahren büßt seinen Hippness-Faktor ein. Wegen des Platzmangels für Stromzapfsäulen in den Innenstädten geht der Anteil der Privatwagen zurück. Gemeinschaftlich genutzte Stromfahrzeuge nehmen zu. Die kleinen, leisen, seltsam aussehenden Carsharing-Sozial-Vehikel können showmäßig nicht mit dem 911, der Corvette und einem BMW mithalten. Auto fahren ist bald so uninteressant und wertneutral wie heute U-Bahn fahren. Hannes Koch