LESERINNENBRIEFE
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■ betr.: „Stark geschöntes Gesamtbild“, taz bremen vom 26. 11.

Bemerkenswerte Ausstellung

Zu loben ist die Fairness der taz, Kritik und Stellungnahme zur Ausstellung „entartet – beschlagnahmt“ gegenübergestellt zu haben. Wer diese besondere Ausstellung besucht hat, muss der Kuratorin zustimmen, deren Anliegen es ist, auch das Widersprüchliche der Beschlagnahmeentscheidungen der damit Beauftragten zu verdeutlichen und dem Betrachter heute nahe zu bringen. Genau das ist der Kuratorin mit dieser Ausstellung gelungen. (...) Die von Herrn Krogmann angemahnten entsetzlichen Machwerke von zum Teil anerkannten Künstlern auch zu präsentieren, wäre, wenn zu ermöglichen, wünschenswert gewesen. Auch ohne sie bleibt diese längst fällige Ausstellung bemerkenswert. (...) WERNER SCHÖN, Worpswede

■ betr.: „Der vereinnahmte Unmut“, taz bremen vom 26.11.

Vorbild Roskilde

„Das System ist ein wenig chaotisch – aber wer durchkommt, hat gute Chancen“, sagte 1994 sinngemäß ein Professor der Universität Roskilde. Dort habe ich 1995 den akademischen Grad eines Bachelor of Arts im Fach Geschichte erworben. Die Aussage des Gelehrten traf auf Studierende wie Lehrende gleichermaßen zu: Verschulte Vorlesungspläne? – Fehlanzeige. Überfüllte Vorlesungen? – Keine Rede. Statt dessen studentische Eigeninitiative, selbstorganisierte Projekt- und Arbeitsgruppen, Lernen durch Forschen, enge Betreuung der Studierenden. Kurz: Kreativ-produktiver Stress für Studis und Professoren. Von Verschulung keine Spur. Intensiver und eigenständiger habe ich an meiner deutschen Heimatuni (Hannover) nie arbeiten können. Dort hieß es eher: „Wir Dozenten sagen Ihnen, was richtig und was falsch ist – das schreiben Sie dann auf“. Genau diese akademische Haltung ist mit der Umstellung auf Bachelor/Master in Deutschland betoniert worden. (...) Das Roskilde Universitets Center ist übrigens eine zu Beginn der 70er Jahre gegründete Reformuni, galt lange als linke Kaderschmiede. Konservativ geht es dort bis heute nicht zu. Absolventinnen und Absolventen genießen wahrscheinlich genau deshalb in Skandinavien eine hervorragende Reputation. Auch als Bachelor. ROLAND BÖSKER, Bremen

■ betr.: „Rektor führt Uni-Protest an“, taz bremen vom 26. 11.

Nachhaltiger Anspruch

(...) Ihre Kommentare hinsichtlich der Geschehnisse an der Bremer Universität zeugen aus unserer Sicht von ausgesprochen kurzsichtiger und uninteressierter Recherche. Wie Sie sehr wohl festgestellt haben, regt sich seit nunmehr einer Woche konkreter und aktiver Widerstand der Studierenden gegen die Bildungsmisere, auch und ganz besonders jene an der Uni Bremen, die in nicht unerheblichem Maße von Rektor Wilfried Müller mit verantwortet werden muss. Seit unserer Infoveranstaltung am Dienstag, die auch dank unseres basisdemokratischen und konsensorientierten Anspruch auf spürbar größere studentische Resonanz stieß als der vom Rektor iniziierte „offene Dialog“, haben sich in dem von uns teilbesetzten GW2-Gebäude eine stetig wachsende Zahl von Studenten eingefunden, die mit großem Engagement über ganz konkrete Missstände, die unrühmliche Rolle des Rektors (...) aber auch über Entwürfe einer möglichen Neugestaltung der Bildungslandschaft (...) debattieren. Eine erfolgreiche und konstruktive Protestbewegung an einer Uni zeichnet sich aus unserer Sicht nicht durch das Maß ihrer Konfliktivität, auch nicht durch möglichst spektakuläre Natur ihrer Aktionen aus, sondern durch Nachhaltigkeit und Anspruch ihrer Umsetzung. NILS PLAMBECK, Bremen (im Namen weiterer Studierender)