KOMMENTAR: DANIEL WIESE ÜBER DAS RECHT AUF GYMNASIUM
: Interessante Idee, falsche Absicht

Dass ausgerechnet die FDP den Elternwillen einschränken will, wenn es darum geht, ob Kinder aufs Gymnasium sollen, erscheint auf den ersten Blick verwunderlich. Haben doch etwa die Hamburger Liberalen mit Schauspieler Sky du Mont an der Spitze immer gegen die schwarz-grüne Schulreform gekämpft – weil die den Elternwillen abschaffen will.

Das Kalkül der niedersächsischen Liberalen ist allerdings durchsichtig: Gehen nicht mehr so viele Kinder aufs Gymnasium, werden die Haupt- und Realschulen wieder voller, die in Hamburg gleich mit abgeschafft werden sollen. Das Plädoyer gegen den Elternwillen ist also eins für soziale Segregation – so kennen wir unsere FDP.

Dessen ungeachtet gibt es gute Gründe, wie die Hamburger Parteifreunde den Elternwillen zu respektieren: Selbst wenn in Hamburg künftig alle Kinder Abitur machen können, bleibt hier doch eine Zweiklassen-Gesellschaft bestehen: die einen gehen auf die Stadtteilschule, die anderen aufs Gymnasium. Dabei kann kein Gremium dieser Welt vorhersagen, ob Kinder aufs Gymnasium gehören – seien sie nun zehn Jahre alt oder zwölf. Die einzige mögliche Lösung heißt Schule für alle. Alles andere ist Quark.