Heimkehrer zum Weltkonzern

Einige, die an großen Namen interessiert sind, an Glamour und an Stoff für Filme, Texte und Radiobeiträge, versuchten, dem Fußball-Bundesligisten VfL Wolfsburg und seinem neuen Sportdirektor Klaus Allofs den Ex-Weltklassespieler Bernd Schuster als neuen Trainer in den Verein zu singen. Nun ist es stattdessen Dieter Hecking, 48, zuletzt beim 1. FC Nürnberg, geworden.

Falls es hinter den Kulissen einen Machtkampf zwischen Volkswagen-Vorstand Francisco Javier García Sanz, dem ein freundschaftliches Verhältnis zu Schuster nachgesagt wird, und dem Sportdirektor gegeben hat, dann hat Allofs gewonnen. Allofs hat getan, wofür er nach Wolfsburg geholt worden ist: Er ist aus der Logik der Verpflichtung großer, teurer Trainer ausgestiegen und hat einen Coach für die Mannschaft verpflichtet, nach deren Bedürfnissen in Wolfsburg seit Felix Magaths erstem Engagement zwischen 2007 und 2009 niemand mehr gefragt hat.

Hecking sagte am Samstag, er habe mit Allofs „zielführende Gespräche“ gehabt, „die wir nun fortsetzen werden“. Wenige Stunden später folgte die offizielle Mitteilung, dass er kommt.

Hecking soll einen Vertrag bis 2016 unterschreiben, bringt Co-Trainer Dirk Bremser mit und glaubt, „dass Klaus Allofs und ich die Zukunft des VfL Wolfsburg erfolgreich gestalten werden. Auch für mich persönlich ist es ein weiterer Schritt als Trainer“. Hecking hat einige Eigenschaften, die Wolfsburg braucht und Allofs schätzt. Er ist nicht auf kurzfristigen Erfolg fixiert, er wirft nicht mit Geld um sich, er ist verlässlich, kein Sprücheklopfer und kann Mannschaften entwickeln. Außerdem lebt seine Familie in Bad Nenndorf, 110 Kilometer von Wolfsburg entfernt.

Der VfL ist schwierig, weil Strippenzieher hinter den Kulissen agieren, VW-Manager sich hier verwirklichen wollen, über den Club Marketing für den Konzern gemacht wird, der Verein ein Mal Deutscher Meister war und das Anspruchsdenken entsprechend ist. Allofs weiß, dass es im Fußball um Konstellationen geht, ein guter Sportdirektor allein nichts reißt, dass viele Faktoren stimmen müssen, um Erfolg zu haben. Nun sind es in Wolfsburg schon zwei und so schlecht wie ihr Tabellenplatz ist die Mannschaft nicht.

In Wolfsburg ist es leicht, mit viel Geld Misserfolg zu haben. Hecking und Allofs dürfen nicht auf die Möglichkeiten, die aus des Vorstandsvorsitzenden, Martin Winterkorns Liebe zum VfL erwachsen, zurückgreifen. Sie dürfen nicht an die Schatulle, sondern müssen sich den VfL als armen Verein vorstellen. Genauso hat Allofs jetzt gehandelt. Ein paar werden sagen: Der Hecking kann nicht mit Stars. Aber auf die muss keiner hören.ROGER REPPLINGER