Frische Ware aus dem Müll

Lückenlose Lebensmittelkontrollen sind nicht möglich

Schlachtabfälle in der Hühnersuppe oder vergammeltes Hackfleisch vom Supermarkt – trotz strenger Kontrollen kommt es immer wieder zu unappetitlichen Skandalen um Lebensmittel. Im aktuellen Fall wurden angeblich Schlachtabfälle aus Bayern nach Nordrhein-Westfalen geliefert und hier als „Hühnerklein“ verkauft. Erst im Frühjahr wurde gegen mehrere Real-Supermärkte ermittelt: Mitarbeiter hatten Fleischwaren mit verlängerten Verfallsdaten versehen.

Für Lebensmittelkontrollen sind nach Vorgaben der EU an erster Stelle die Betriebe verantwortlich. „Die Überwachung der betrieblichen Kontrollen ist Ländersache“, sagt Markus Sliege, Sprecher des NRW-Verbraucherministeriums. Allerdings seien im bayrischen Fleischskandal „kriminelle Energien“ am Werk gewesen. Selbst durch strenge Kontrollen könne man solche Fälle leider nicht völlig ausschließen. Das Ministerium rät nun, stärker auf die Herkunft der Lebensmittel zu achten.

Insgesamt habe sich die Qualität der Lebensmittel verbessert, sagt Sabine Klein von der Verbraucherzentrale NRW. Eine lückenlose Überwachung sei jedoch unmöglich und viel zu teuer. „Natürlich führt auch der Preisdruck im Einzelhandel zu weniger Kontrollen“, so Klein. Zudem sei Fleisch ein äußerst sensibles Produkt, das oft nicht ausreichend gekühlt würde.

Bislang werden vom Erzeuger bis zum Verkäufer Stichproben genommen – in NRW etwa 100.000 pro Jahr. Als oberste Behörde leitet und überwacht das NRW-Verbraucherministerium alle anderen Ämter. In den Regierungsbezirken befassen sich die Dezernate für Veterinärangelegenheiten mit der Lebensmittelüberwachung. Auf unterster Ebene agieren die Kreisordnungsbehörden. Die von ihnen entnommenen Proben werden in 17 kommunalen und vier staatlichen Untersuchungsämtern mit rund 1.500 Mitarbeitern untersucht.

Das komplizierte Verwaltungssystem soll laut schwarz-gelber Landesregierung schrittweise reformiert werden. Weitere Ziele seien eine bessere technische Ausstattung sowie „effektivere und risikoorientiertere“ Untersuchungen. So sollen Betriebe mit häufiger Selbstkontrolle seltener behördlichen Prüfungen unterliegen. Die Landes-FDP forderte bereits unter Rot-Grün, mehr Lebensmittelkontrolleure einzusetzen. GES