Kopien aus Korea

Bernadette La Hengst präsentiert ihr neues Soloalbum, das die etwas andere Globalisierung zelebriert

Copy me (I want to travel) heißt einer der herausragenden Songs auf dem neuen, zweiten Soloalbum von Bernadette La Hengst. Der Titel geht zurück auf ein Computervirus, das Ende der 80er Jahre berühmt geworden ist. Entwickelt hatte es Dark Avenger aus Bulgarien. Das damals Innovative an dem Virus war, dass es Dateien auf dem Computer beim Öffnen infizierte. Auf diese Weise konnte es sich schnell verbreiten.

Keine schlechte Idee, wenn sich die neue CD von Bernadette La Hengst ähnlich effektiv verbreiten würde. Wichtig aber auch: Dark Avenger ist angeblich im richtigen Leben eine Frau. Jedenfalls wenn es stimmt, was Pauline Boudry – Backgroundsängerin des betreffenden Songs – in ihrem gleichnamigen Film von 2004 zeigt. Im Internet findet man jedoch nur Hinweise auf einen männlichen Dark Avenger – und sein Name wiederum entstammt einem Song des Heavy-Metal-Albums Battle Hyms, eingespielt von Manowar.

Copy me (I want to travel) von La Hengst handelt von Kollektivität und einer Welt, in der Ideen frei sind, Kopien etwas mit Verbreitung und Offenheit zu tun haben. Der Song ist unterlegt mit einem Sample, auf dem Straßenmusik koreanischer Bauern auf einer Anti-WTO-Demonstration im mexikanischen Cancun von 2003 zu hören ist. Schon dies zeigt, dass La Hengst über eine andere als die herrschende Form der Globalisierung singt.

Copy me ist vor dem Hintergrund der weltweiten politischen und ökonomischen Auseinandersetzungen um das Urheber- und Patentrecht geradezu eine Kampfansage an den Neoliberalismus. Dieses Thema durchzieht die neue Platte, die kurz und bündig La Beat heißt.

Auch musikalisch legt Bernadette La Hengst ein wunderschönes Werk vor. Viele Samples, ummantelt von Elektro-Sounds und Disco-Beats sowie mit elektrischer Gitarrenbegleitung der Marke Hamburger Schule. Das Ganze zusammengebaut zu Melodien, die durchaus wurmartig in die Ohren kommen. Keine Frage: Mit La Beat hat Bernadette la Hengst ein überaus spannendes Album vorgelegt. Dirk Seifert

Sa, 22. 10., 20 Uhr, Knust