MUSIK

MusikThomas Mauchhört auf den Sound der Stadt

Pop. Ein Massenartikel. Und damit er das erst mal werden konnte, brauchte es die technischen Voraussetzungen dafür, um das massenhaft zu verbreiten, was dann Pop wurde in der Musik, also die Schallplatte, das Radio, diese Dinge, die vor etwa einem Jahrhundert bereitgestellt wurden zur Reproduktion von Musik. Und die eben auch wieder auf deren Produktion reflektiert – und das ist das Thema einer heute am Donnerstag startenden Untersuchungsreihe im Haus der Kulturen der Welt, bei der mit Pop 16 – 100 Jahre produzierte Musik bis zum Sonntag in diese Anfangsjahre von Pop geschaut wird, mit Installationen, Lectures und musikalischen Rekons­truktionen, mit denen man in die verschiedensten Ecken der Welt reinhorcht (www.hkw.de).

Was eben auch heißt, dass Pop in den verschiedenen Ecken durchaus mal anders klingen kann, als man das selbst aus seiner popkulturellen Schulung heraus gewohnt ist.

Und irgendwann hat Pop in seiner großen Weisheit sowieso entschieden, dass Pop gar nicht immer die Masse hinter sich haben muss, sondern auch als minoritäres Spartenprogramm funktioniert. Wer sich am Begriff Pop stört, sagt dann halt Impro-Punk dazu oder erfindet ein anderes Etikett für den Hochenergiefreejazz von The Thing, dem Kraft-Trio um den Saxofonisten Mats Gustafsson, das heute am Donnerstag im Maschinenhaus der Kulturbrauerei konzertiert. Nicht Mainstream. Aber es knallt (Schönhauser Allee 36, 20 Uhr, 25/20 €).

Am Freitag stellt Tan LeRacoon, der Hamburger Hasenschaukel-Mitbetreiber, im Roten Salon sein neues Album „Dangerously Close to Love“ vor mit so drolligen Liedern wie „I want to be a Beach Boy but not Mike Love“, und so ist er halt ein Lofi-Wilson mit seinen durch die Popmusikgeschichte scheppernden Songs (Rosa-Luxemburg-Platz, 21 Uhr, 13 €). Gleichfalls am Freitag: Roky Erickson, und das ist natürlich das gerontokratische Ereignis der Woche, schließlich handelt es sich hier bei dem 1947 Geborenen um den Gründer von den zwar hit-losen, dafür umso legendäreren 13th Floor Elevators und damit dem Stammvater des Psychedelic Rock in den Sechzigern. Erickson spielt mit seiner Band im White Trash, und zwar eben die Musik von 13th Floor Elevators. Sturm und Drang revisited (Am Flutgraben 2, 20 Uhr, 40 €).

Noch randständiger: Wrekmeister Harmonies, ein experimentelles Musikkollektiv aus Chicago, das sich nach dem Béla-Tarr-Film „Die Werkmeisterschen Harmonien“ benannt hat und am Mittwoch im Bei Ruth seine Kathedralen aus Drones und verwunschenem Ambient baut und einem Prügel-Schrei-Metal, um auch die zermarterten Seelen (also uns) zu erlösen (Ziegrastr. 11–13, 21 Uhr).

Auch das ist Pop.