Uwe Rada freut sich, dass am Brandenburger Tor Gefühl und Geschichte zueinanderfinden
: Ich bin ein Berliner

Dieser Burkhard Kieker ist ein Tausendsassa. Einerseits ist er Chef von Visit Berlin und muss 24/365 für seine Stadt in die Bütt, dann aber kann er so wunderbare Sachen sagen wie: „Der Markenkern von Berlin ist Freiheit“ – und man glaubt ihm das sogar. Kieker schafft es, Marketing-Sprech und Berlingefühl zu einem Mix zu rühren, der einen ein wenig stolz macht.

Am Mittwoch früh legte Burkhard Kieker seinen Mix in „The Gate“ auf, einem Kellerraum am Pariser Platz, in dem in Zukunft Berlingefühl und Geschichte beheimatet sein sollen. Bei Kieker hört sich das dann so an: „Das Brandenburger Tor wird der Ort des Erstkontakts mit der Berliner Geschichte sein.“

Ganz blöd ist das nicht, immerhin besuchen zwei Drittel der 30 Millionen Berlintouristen im Jahr das Tor. Wenn nur ein paar von ihnen 12 Euro auf den Tisch legen, um sich „The Gate“, diese Multimediaberlingefühlsgeschichte anzuschauen, haben sich die drei Millionen, die ein privater Betreiber hingelegt hat, gerechnet.

Sie kriegen auch was geboten. Vor 34 Metern Screen wird man Zeuge, wie Berlin von der Industrialisierung erfasst wird, da dampft es im Keller, dann kommen die goldenen Zwanziger und die Wirtschaftskrise, die die Bevölkerung radikalisiert. „Edutainment“ nennt das Lutz Engelke, der Gründer der Betreiberfirma Triad. „Wir wollen Lust auf Geschichte machen.“

Wer die zwanzig Minuten Berlin-Show hinter sich hat, hat tatsächlich noch ein Stück Geschichte vor sich. Im Nachbarraum wird die des Brandenburger Tors durchaus unroutiniert erzählt. Das Tor als Ort der Trauermärsche – etwa nach der Ermordung von Rosa Luxemburg – fehlt ebenso wenig wie die Antiterror-Kundgebung, die vom Zentralrat der Muslime organisiert wurde.

„Wer bei uns war, sieht den Pariser Platz mit anderen Augen“, verspricht Engelke, dessen Firma auch das Deutsche Fußballmuseum in Dortmund und das Besucherzentrum im Nationalpark Eifel betreibt. Es fragt sich nur, wen er meint. Ein Tausendsassa wie Burkhard Kieker wird sich die Hände reiben und freuen, dass er den besten Imagefilm Berlins für lau bekommen hat. Touristen sehen all ihre Berlinklischees – nackte Anarchos, Sommermärchen – bestätigt.

Und die Einheimischen? Die fassen sich am Platz ans Herz und seufzen: Ich bin ein Berliner.