Mangelhafte Minimallösung

Altona Bezirksamt lehnt die Entwürfe der Deutschen Bahn für einen neuen Fernbahnhof am Diebsteich ab und fordert eine „erhebliche Überarbeitung“

Die Mängelliste des Bezirksamtes Altona am geplanten neuen Fernbahnhof am Diebsteich ist fünf Seiten lang. Und sollten diese „Kritikpunkte und Hinweise nicht berücksichtigt werden“, stellt das Bezirksamt klar, könne es keine Zustimmung zu den Planungen der Deutschen Bahn für den Neubau geben, der ab 2024 den jetzigen Bahnhof Altona ersetzen soll. Durch die Verlegung auf das Areal nördlich der Stresemannstraße soll auf den freiwerdenden Gleisflächen Platz für den zweiten Bauabschnitt der Neuen Mitte Altona freiwerden. „Damit der Bahnhof seiner stadtentwicklungspolitischen Bedeutung gerecht werden kann, bedürfen die vorliegenden Planungen einer erheblichen Überarbeitung“, heißt es in der Stellungnahme, die der taz vorliegt.

Am gestrigen Abend wollte sich der Hauptausschuss der Bezirksversammlung Altona mit dieser Stellungnahme des Amtes beschäftigen, kommende Woche will der Stadtplanungsausschuss das Gleiche tun. Das Ergebnis scheint jetzt schon klar: Verwaltung und Politik in Altona lehnen die jetzigen Entwürfe der Bahn ab. Im Zentrum der Kritik stehen das Bahnhofsgebäude, die Bahnsteige und das Verkehrskonzept.

So lehnt das Bezirksamt das Empfangsgebäude als „schlichten, ungegliederten Baukörper“ ab. Erwartet werde stattdessen „ein Eingangsbereich mit hoher Aufenthaltsqualität in Verbindung mit einer stadtbildprägenden Eingangssituation“. So war es auch zwischen der Stadt und der Bahn Anfang März in einem „Letter of Intent“ vereinbart worden. Darin ist von einem „modernen Bahnhof“ die Rede, der „städtebaulich attraktiv gestaltet und in einen hochwertigen Vorplatz eingebettet“ werden soll.

Zudem kritisiert das Amt, dass die 410 Meter langen Fernbahnsteige offenbar nur auf 168 Metern überdacht werden sollen, die halb so langen S-Bahnsteige nur auf 96 Metern Länge. Hier sei „eine grundsätzliche Überarbeitung unbedingt erforderlich“. Auch die Erreichbarkeit des Bahnhofs und der Gleise für Fußgänger, Radler und Rollstuhlfahrer sowie die Gestaltung zweier Tunnel missfällt dem Bezirksamt. Ferner gebe es zu wenige PKW-, Taxi- und Fahrradstellplätze; ein Car-Sharing-Angebot fehle vollständig. Die Planung der Bahn vermittele den Eindruck „einer funktionalen Minimallösung“, so die Kritik.

Die Deutsche Bahn wies auf Anfrage darauf hin, dass die Planungen „noch in der Entwicklung“ seien. Nach der öffentlichen Auslegung der Pläne vom 14. März bis zum gestrigen 14. April würden alle Stellungnahmen berücksichtigt, auch die des Bezirksamtes Altona. Selbstverständlich hätten die Vereinbarungen des Letter of Intent weiterhin Bestand, so Bahnsprecherin Sabine Brunkhorst. SMV