Der Präsident warnt vor dem Brexit

Obama in London

DUBLIN taz | Barack Obama hat die Briten beschworen, bloß nicht aus der Europäischen Union auszutreten, wenn sie am 23. Juni darüber abstimmen. Der US-Präsident schrieb in einem Gastbeitrag für das Tory-Blatt Daily Telegraph: „Wenn die Bürger des Vereinigten Königreichs über ihre Beziehung zur EU Bilanz ziehen, sollten sie stolz darauf sein, dass die EU dabei geholfen hat, britische Werte und Praktiken – Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, offene Märkte – auf dem Kontinent und an seine Peripherie zu verbreiten.“

Obama warnte die Befürworter des EU-Austritts, die glauben, dass Großbritannien stattdessen die Beziehungen zu den USA verstärken könne. „Die Zigtausende Amerikaner, die auf Europas Friedhöfen ruhen, sind ein stiller Beleg dafür, wie eng verflochten unser Wohlstand und unsere Sicherheit wirklich sind.“ Das Ergebnis des Referendums sei den USA sehr wichtig.

Der Chef der rechtspopulistischen United Kingdom Independence Party (Ukip), Nigel Farage, riet Obama wütend, sich gefälligst nicht in britische Angelegenheiten einzumischen. Londons Tory-Bürgermeister Boris Johnson, die Galionsfigur der Brexit-Befürworter, beschuldigte Obama der Heuchelei, da die USA ihre Demokratie „mit mehr hysterischem Eifer als jedes andere Land auf der Welt“ schützen, den Briten nun aber raten, einen „Großteil der Kontrolle über unsere Demokratie aufzugeben“. Ralf Sotscheck