Auch deutsche VW-Fahrer wollen Geld

Recht Rechtsanwälte verlangen eine Rückabwicklung des Fahrzeugkaufs. VW will nicht zahlen. Erstes Urteil gibt VW-Händler recht

FREIBURG taz | In Deutschland steigt der Druck auf VW, auch den deutschen Käufern von Fahrzeugen mit manipulierten Abgaswerten Schadenersatz oder den Rückkauf der Autos anzubieten. „Alles andere wäre eine Ungerechtigkeit gegenüber den deutschen Kunden“, sagt etwa Klaus Müller, Vorstand der Verbraucherzentrale Bundesverband, mit Blick auf den mutmaßlichen Vergleich in den USA.

Bisher hat VW in Deutschland Vergleichverhandlungen abgelehnt oder abgebrochen. Der Konzern verweist auf seine Rückrufaktion, bei der betrügerische Software ausgetauscht wird. Bei manchen Motoren wird zudem ein neues Teil eingebaut.

Eine erste Gerichtsentscheidung bestätigte Mitte März den Kurs von VW. Danach lehnte das Landgericht Bochum die Klage gegen ein VW-Autohaus ab. Diesem sei das Verschulden von VW nicht zuzurechnen. Außerdem lägen die Kosten der vom Kraftfahrbundesamt genehmigten Mangelbeseitigung unter der Bagatellgrenze von einem Prozent des Kaufpreises.

Der Anwalt Ralph Sauer vertritt über 6.000 VW-Fahrer und lässt sich durch die frühen Urteile nicht entmutigen. „Meine Klagen sind viel ausführlicher begründet“, betonte er. Überwiegend verlangen seine Mandanten die Rückabwicklung des Kaufs. Sie bekämen dann den Kaufpreis zurück oder ein mangelfreies Neufahrzeug. „Die Mandanten vertrauen VW nicht mehr – sie glauben nicht, dass es nach der Nachbesserung wirklich keine Leistungseinbußen oder Verbrauchssteigerungen gibt.“ Zumindest verbleibe ein Minderwert des Fahrzeugs. Sauer verklagt parallel die Autohäuser und VW.

Für Wirbel sorgte kürzlich der US-Anwalt Michael Hausfeld, der in Berlin ein Büro eröffnete, um nun ebenfalls deutsche VW-Käufer in Deutschland zu vertreten. Er will nur auf Schadenersatz klagen. Dazu würden ihm die VW-Fahrer ihre Ansprüche abtreten – gegen Beteiligung an etwaigen Erfolgen aus Klagen oder später doch noch erfolgenden Vergleichen. Das Prozess-Risiko trägt ein englischer Prozessfinanzierer.

Für VW-Fahrer ohne Rechtsschutzversicherung ist das Hausfeld-Angebot verlockend. Ohne großen Aufwand und ohne Risiko können sie an etwaigen Erfolgen des Anwalts teilhaben. Die Summen sind im Einzelfall aber nicht so hoch. Größeren Nutzen können VW-Käufer möglicherweise erzielen, wenn sie auf Rückabwicklung des Kaufs klagen. Das ist vor allem für VW-Käufer mit Rechtsschutzversicherung interessant, die auch kein Kostenrisiko tragen. Insofern sehen Sauer und Hausfeld sich nicht als Konkurrenten. Sauer vertritt überwiegend Versicherte, Hausfeld zielt auf die Unversicherten.

Und VW wartet weiter ab.

Christian Rath