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Zeit für eine harte Landung

Kommentar

von Bert Schulz

Die Zukunft der Berliner Flughäfen

Vor fünf Jahren war noch alles klar: Berlin, Brandenburg und der Bund bauen einen Riesenflughafen am Stadtrand, dafür werden die innerstädtischen Landeplätze Tempelhof und Tegel geschlossen. Im April 2016 steht hinter den meisten dieser Behauptungen ein Fragezeichen: Wird der BER gebaut? Ist er groß genug? Wird Tegel zugemacht?

Am Montag meldete die Ini­tiative für die Offenhaltung von Tegel, dass ihr Volksbegehren offiziell die nächste Stufe erreicht hat. Die Innenverwaltung hat 23.562 der 30.000 eingereichten Unterschriften für gültig erklärt. Sehr wahrscheinlich würden auch die für einen Volksentscheid nötigen rund 175.000 Unterschriften zusammenkommen: weil es genügend Menschen gibt, für die es praktischer ist, von dort zu fliegen als von Schönefeld – die aber gleichzeitig entfernt genug wohnen, um den dauernden Krach der Flieger nicht mitzukriegen.

Das ist nicht der einzige Grund: Inzwischen ist klar, dass der BER schon bei seiner möglichen Eröffnung zu klein sein wird, um die derzeit rund 30 Millionen Fluggäste pro Jahr in Berlin abzufertigen. Wohin mit dem Rest? Die Erfahrung mit Neubauten lehrt, dass es Ewigkeiten dauern dürfte, bis eine Erweiterung des BER steht.

Vergangene Woche hat zudem die Flughafengesellschaft ihren Sprecher Daniel Abbou nach nur wenigen Monaten im Amt gefeuert, weil der in einem Branchenblatt die Baustelle in Schönefeld als Desaster bezeichnet hatte; Zeitplanungen dort seien nach den vielen Fehlern der Vergangenheit extrem schwierig.

Abbou forderte mehr Transparenz von der Flughafengesellschaft. Diese Woche ist ein guter Zeitpunkt dafür: Am Freitag entscheidet ihr Aufsichtsrat wahrscheinlich darüber, ob der vor eineinhalb Jahren ausgegebene Eröffnungstermin Ende 2017 gehalten werden soll. Wenn Berlins Regierungs- und Flughafenaufsichtsratschef Michael Müller den BER aus dem Wahlkampf heraushalten will, sollte er die Chance nutzen, detailreich noch etwas mehr zu erzählen: ob ein Großflughafen gebaut wird und wann Tegel schließt.

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