Fahrradlicht per Smartphone

Velo Die Fahrradmesse in Berlin zeigte, dass E-Bikes mehr sind als nur motorgesteuerte Räder – und ein ganz neues Geschäftsfeld erschließen

Hübsch, hübsch: Kunden auf Fahrradmesse VeloBerlin Foto: dpa

BERLIN taz | Der bestimmende Trend auf der diesjährigen Fahrradmesse „Velo“ am Wochenende in Berlin waren ganz klar die E-Bikes. Die Absatzzahlen in diesem Bereich gehen weiter nach oben. Die Fahrradmobilität für Leute, die nicht ihre ganze Wegstrecke mit reiner Muskelkraft bewältigen mögen oder können, wird immer attraktiver.

Die Elektrifizierung des Fahrrads geht aber weit über den Motorbetrieb hinaus. Via Smartphone oder gleich einem Bordcomputer geht das Bike ins Internet. Geschwindigkeits- und Gesundheitsdaten lassen sich ins Netz stellen, und sogar die Beleuchtung lässt sich digital steuern. „Smart Cycling“ – das vernetzte Fahrrad.

Die verbaute Technik zeigt sich auch am Preis. Man kann heute in ein E-Bike so viel investieren wie in einen gepflegten Gebrauchtwagen. Das führt dann direkt zum nächsten Trend. Wie und wo parkt man diese Fahrräder, deren Verlust weniger leicht zu verschmerzen wäre als der einer alten, angerosteten Möhre. Gut, auch Diebstahlschutz des Fahrrads bieten Apps inzwischen an, aber interessanter sind doch die Optionen, sein Fahrrad so abstellen zu können, dass ein potentieller Dieb gar nicht mehr so ­richtig an dieses herankommt.

Die Messe präsentierte die Lösung: die Garage fürs Fahrrad. Aufbewahrungsboxen, die per App zu bedienen sind und meist eine Ladestation fürs E-Bike integriert haben. Die Boxen sollen in Zukunft entlang der öffentlichen Nahverkehrsadern stehen, ganz nach dem „Bike and Ride“-Prinzip. Der Radler fährt von zu Hause zur nächsten Haltestelle, stellt dort sein Rad in die Box und kommt per Bus oder Bahn zur Arbeit. Es gibt bereits erste Pilotprojekte für diese Fahrradparkkonzepte.

Wie Räder einigermaßen geordnet und sicher geparkt werden, interessiert auch die Stadtverwaltung. Da soll in Zukunft mehr geboten werden als ein paar freie Laternenpfosten.

Dass der klassische Fahrradständer nicht genügend Sicherheit bietet, das hat sich inzwischen herumgesprochen. Löblich, dass die Verwaltung reagiert und immer mehr Anlehnbügel für Fahrräder bauen lässt. Auch wenn die Stadt noch wesentlich mehr für die Unterbringung der Räder tun könnte, wie die „Velo“ zeigt.

Geht der Volksentscheid Fahrrad durch, winken Parksystemen goldene Zeiten

Überdachte Fahrradunterstände, Doppelstockparker und ganze Radparkanlagen gab es dort zu bestaunen. Das Thema Parken dürfte künftig nicht nur bei Autofahrern eine große Rolle unter Berlinern spielen.

Die Gruppierung „Volksentscheid Fahrrad“ will per Gesetz Berlin zu einer fahrradfreundlicheren Stadt umgestalten. Ginge es nach ihr, dürften die Hersteller von Fahrradparksystemen vor goldenen Zeiten stehen. In ihrem Zehnpunkteplan fordern sie allein für Berlin 200.000 offizielle Radparkplätze. Andreas Hartmann