"Wir haben eine Krise der sozialen Infrastruktur"

Demo Gemeinsamer Kampf wirkt auch gegen die AfD, sagt Steffen Strandt vom Bündnis Soziales Berlin

Steffen Strandt

Foto: privat

28, lebt in Berlin-Kreuzberg und engagiert sich bei NoBärgida. Er ist Mitinitiator des Bündnisses „Soziales Berlin“, eines Zusammenschlusses sozialpolitischer Initiativen.

taz: „Wir lassen uns nicht spalten“, so lautet der Slogan vom Bündnis Soziales Berlin. Wer lässt sich hier von wem nicht spalten, Herr Strandt?

Steffen Strandt: Wir sind Geflüchtete und bereits länger in Berlin Lebende, die versuchen müssen, über die Runden zu kommen. Wir haben untereinander deutlich mehr gemeinsam als mit den Eliten der Berliner Führung. Damit haben wir auch gemeinsame Interessen und machen das Ausspielen von Ankommenden und alteingesessenen Berlinern nicht mit.

Welches Ausspielen?

PolitikerInnen sagen, wir hätten keinen Platz für Geflüchtete und nehmen Turnhallen in Beschlag. Dort werden Menschen ohne Privatsphäre auf engstem Raum zusammengepfercht. Für sie ist es eine Katastrophe, keine Privatsphäre zu haben und keinen Schutz zu genießen. Und für die SportlerInnen ist es bedauerlich, dass ihnen der Platz fehlt. Damit wirkt man auch wichtigen sozialen Treffpunkten entgegen, wo Menschen verschiedenster Nationalitäten zusammen Sport treiben können. Weder Geflüchtete noch SportlerInnen sind mit diesem Zustand zufrieden.

Was ist die Alternative?

Die Beschlagnahmung von spekulativem Leerstand und die Nutzung von leer stehenden Gebäuden, die im Eigentum der Stadt stehen. Außerdem deutliche Investitionen in den sozialen Wohnungsbau, mehr Personal im öffentlichen Dienst, insbesondere der Sozialarbeit. Das brauchen wir dringend. Denn wir haben keine Flüchtlingskrise, sondern eine Krise der sozialen Infrastruktur.

Wie soll das finanziert werden?

2015 gab es ein deutliches Haushaltsplus. Das Geld muss wieder in die soziale Infrastruktur reingesteckt werden.

Das Bündnis fordert auch eine klare Kante gegen rechts.

Wir möchten nicht mehr nur den RassistInnen hinterherlaufen bei ihren täglichen Mobilisierungen. Wenn wir für unsere gemeinsamen Interessen kämpfen, machen wir auch AfD-Mitläufern klar, dass eben nicht die Geflüchteten das Problem sind. Wie man am neuesten Skandal um die Panama Papers erkennt: Wenn irgendwelche Flüchtlinge das Problem sind, dann sind es die Steuerflüchtlinge.

InterviewMarisa Janson

Interview in voller Länge finden Sie auf taz.de/berlin

Demonstration „Wir lassen uns nicht spalten“: Oranienplatz Kreuzberg, 16. 4, Beginn 13 Uhr