OFF-KINO

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Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

In der Nebenreihe „Berlin Documents“ des Festivals „achtung berlin“ läuft die interessante Dokumentation „Last Exit Alexanderplatz“ von Hans Christian Post über den Wettbewerb zur Umgestaltung des Berliner Alexanderplatzes aus dem Jahr 1993. Im Film sind sie alle noch einmal präsent: der Wettbewerbssieger Hans Kolhoff mit seinem 13 Hochhäuser umfassenden Konzept, der ehemalige Senatsbaudirektor Hans Stimmann, der Exsenator für Stadtentwicklung, Volker Hassemer, weitere Architekten (darunter Daniel Libeskind), Architekturkritiker. Und die Vorwürfe, die sich alle gegenseitig machen, sind vielfältig: Da geht es um West gegen Ost, Pragmatismus und Macht, Beliebigkeit und Investorenarchitektur. Das ist eine immer noch spannende Debatte – nur passiert ist am Alexan­derplatz bekanntlich seitdem so gut wie nichts (16. 4., 22 Uhr, Babylon Mitte).

Mit Architektur und Baugestaltung beschäftigt sich seit Langem auch der deutsche Regisseur Heinz Emigholz. Sein Film „Perret in Frankreich und Algerien“ (2012) widmet sich 30 Gebäuden der französischen Architekten und Bauingenieure Auguste und Gustave Perret, die von Emigholz in chronologischen Folge ihrer Entstehung in überwiegend starren Einstellungen erfasst werden. Neben einer Montage, die den architektonischen Raum mit den Mitteln des Films vermisst, spielt in Emigholz’ Filmen auch die Einbettung von Autoren-Architektur in kulturelle und soziale Zusammenhänge eine wichtige Rolle: Nutzung, Veränderung und der Lauf der Zeit werden sichtbar(18. 4., 20 Uhr, Arsenal 2).

„Vertigo“ (1958), Alfred Hitchcocks Meisterwerk um Mord, Versicherungsbetrug und eine fetischistische Liebe, ist wohl jener seiner Filme, in dem Architektur, Räume und Stadtlandschaften den wichtigsten Platz einnehmen. So greifen etwa die Fahrten des Detektivs Scottie Ferguson (James Stewart) durch die hügelige Landschaft um San Francisco die Spirale des Vorspanns, das Sinnbild für seine Höhenangst, immer wieder auf, und die andauernden Besuche von gemeinsamen Lieblingsplätzen nach dem – vermeintlichen – Tod seiner großen Liebe Madeleine (Kim Novak) erzählen von seinem verzweifelten Versuch, die Zeit zurückzudrehen. Bis zum tragischen Finale auf einem Glockenturm, das gleichermaßen ein räumlich-zeitliches Déjà-vu-Erlebnis für die beiden Hauptprotagonisten darstellt. Auch das erste Zusammentreffen der beiden Figuren ist spektakulär: Eine halbkreisartige Kamerafahrt durch ein ganzes Restaurant verbindet den an der Bar sitzenden Ferguson mit Madeleine an ihrem Tisch (16. 4., 20 Uhr, Arsenal 2).