MUSIK

MusikThomas Mauchhört auf den Sound der Stadt

Bitte schön, zuerst die Skandinavienplatte. Und da sollte man allemal satt von werden heute am Donnerstag im Musik & Frieden, in den die „Ja Ja Ja“-Konzertreihe für Nordisches lädt. Mit einem Dreierpack: Aus Dänemark kommt die als CTM firmierende Cæcilie Trier, eine Cellistin mit Kammerpop, Gundelach aus Norwegen macht einen Einfach-so-Pop, und die Band mit dem vollkommen weggetretenen Namen Have You Ever Seen The Jane Fonda Aerobic VHS? kommt natürlich aus Finnland. Generös verzichten die auf Gitarren und bringen dafür den Quäksound des Casio für ihren Sixties-inspirierten Garagenpop an den Start (Falckensteinstr. 48, 20 Uhr, 7 €).

Eine weitere Konzertreihe, anders gestimmt: Am Samstag startet der musikalisch experimentierende Kiezsalon in der Musikbrauerei in seine diesjährige Runde, mit der in Brüssel lebenden Christina Vantzou und John Bence aus Bristol. Erstere macht flächig ausgreifende post classical music, zweiterer tricky Ambient, insgesamt darf man eine ruhig atmende, gar nicht weggedämmerte Musik erwarten. Meditative Übungen im genauen Hören für fein austarierte Spannungen (Greifswalder Str. 23a, 21 Uhr, 8 €).

Am Samstag spielen auch – in der Ufafabrik – Anewal, die neue Band von Alhousseini Anivolla, ehedem Leadgitarrist der Wüstenbluesband Etran Finatawa aus Niger. Und weil er keinen wirklichen Richtungswechsel vollzogen hat, hört man mit Anewal diese gelassen treibende Musik mit der Dringlichkeit der Gitarre und den hypnotischen Zielmarken, wie man das auch von Tamikrest und den anderen Tuaregrockern kennt (Viktoriastr. 10–18, 20 Uhr, 16/12 €).

Am Sonntag müssen natürlich alle, die sich für knackig herausgekotzte Saxofonattacken interessieren und überhaupt für ein musikalisches Zetern, zu Ted Milton mit Blurt in den Roten Salon. Minimalistischer Punkjazz, nicht nachlassend in seiner bewundernswerten Halsstarrigkeit seit den Achtzigern (Rosa-Luxemburg-Platz, 20 Uhr, 15 €).

Wem das zu unbequem ist, kann sich auch anders zwacken lassen am Sonntag, wenn im Auster Club Lucia Cadotsch ihr neues Album „Speak Low“ vorstellt. Die Zürcher Wahlberlinerin kennt man von Schneeweiss + Rosenrot, die einen Jazz für den aufgeklärten Pophörer machen. Mit „Speak Low“ hat sie eine Sammlung von Klassikern vorgelegt, an die man sich erst mal rantrauen muss, weil man bei einem Lied wie „Strange Fruit“ etwa sowieso nicht an der Version von Billie Holiday vorbeikommt. Aber auch dieses klamme Lynchmordlied bekommt Cadotsch, zurückhaltend genug, fast entrückt, als kalte Klage in den Griff. Anrührend, gerade weil sie in ihrem Gesang auch eine Distanz zulässt (Pücklerstr. 34, 20 Uhr, 11 €).