THEATER

TheaterEsther Slevogtbetrachtet das Treibenauf Berlins Bühnen

Funny van Dannen hat ihm ein Lied gewidmet und sein Fall war Gegenstand einer Fernsehdokumentation. Eine Folge des Fernsehkrimiserie „Tatort“ beruhte ebenfalls darauf: die Geschichte von Oury Jalloh, Asylbewerber aus Sierra Leone, der 2005 unter ungeklärten Umständen in einer Dessauer Gefängniszelle verbrannte. Selbstmord wurde als offizielle Todesursache genannt. Allerdings war der an seiner Pritsche fixierte Jalloh gar nicht in der Lage, sich selbst anzuzünden. Beweise wurden offensichtlich manipuliert, verantwortliche Polizisten nicht zur Verantwortung gezogen. 2014 wurde ein neues Ermittlungsverfahrung zur Klärung der Todesumstände eröffnet, das auch klären soll, inwieweit Dessauer Polizisten in den Tod Jallohs involviert waren. Dass dies neue Verfahren zustande kam, ist wesentlich der „Initiative in Gedenken an Oury Jalloh“ (hier die Webseite: www.initiativeouryjalloh.wordpress.com) zu verdanken, die auf privater Basis ein Gutachten anfertigen ließ, das Widersprüche und Fehler der offiziellen Ermittlungen aufdeckte.

Die neue Produktion des English Theatre Berlin befasst sich nun ebenfalls mit dem Fall, der dem neuen Stück von Amy Evans, „The Most Unsatisfied Town“, zugrunde liegt. Daniel Brunet hat die Geschichte als Modellgeschichte über Rassismus, Polizeigewalt und das Leben in deutschen Städten inszeniert. Ein Abend in englischer Sprache – wie immer in diesem Haus in der Fidicinstraße 40 (English Theatre: „The Most Unsatisfied Town“, 13.–16. April, jeweils 20 Uhr).

Ja, und dabei gab es im Sommer 2006 einmal das sogenannte Sommermärchen: als die Fußballweltmeisterschaft in Deutschland ausgetragen wurde. Plötzlich sollte Nationalismus wieder harmlos sein und das Schwenken schwarz-rot-goldener Fahnen auch. Aber natürlich schwenkten schon damals längst nicht alle mit, und aus der Sicht der heutigen Lage kommt einem die ganze Euphorie erst recht absurd vor. Nicht nur, weil man ja befürchten muss, dass alles gekaufter Schwindel war. Die Dramatikerin Marianna Salzmann, die sich inzwischen Sascha Marianna Salzmann nennt, hat ein neues Stück geschrieben, das vor der Folie dieses Sommermärchens spielt. „Meteoriten“ heißt es nach den Festkörpern kosmischen Ursprung, die eines Tages in die Erdatmosphäre eindringen und dort niedergehen. Darin geht es – um die Liebe. Das Stück wird im Maxim Gorki Theater inszeniert von Hakan Savaş Mican, der schon Salzmanns „Schwimmen lernen“ zu einer hinreißend musikalischen Etüde über diesen vergeblichsten wie schönsten aller Zustände machte (Gorki-Theater: „Meteoriten“, Premiere:15. 4., 19.30 Uhr).