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Schrott im Anflug

Flughafen-AUS

Es dürfte das Ende aller Träume von einem Regionalflughafen in Lübeck sein. Wenn nächste Woche ein bislang noch nicht benannter Investor sein Finanzkonzept für die Übernahme des insolventen Airports Blankensee vorlegt, geht es nur noch um die letzte Landung: Er will Lübeck nach taz-Informationen zu einem Schrottlandeplatz machen. Altersschwache Maschinen sollen künftig dort ausgeschlachtet, Einzelteile recycelt oder weiterverkauft werden. Eine wichtige Aufgabe, zweifellos, und eine, die Spezialisten erfordert – nur eben nicht direkt der Traum vom Fliegen. „Der Flughafen Lübeck ist am Ende“, sagt Thorsten Fürter, Grünen-Fraktionschef in der dortigen Bürgerschaft.

Zum dritten Mal innerhalb weniger Jahre wird Blankensee von einem Insolvenzverwalter geführt. Zwei dubiose Investoren aus Ägypten und China, die große Versprechungen machten und den defizitären Airport für einen Euro übernahmen, haben sich davongemacht, Fluglinien sind abgewandert, die Belegschaft ist auf zuletzt 50 Beschäftigte geschrumpft. Bis Mitte April sei die Betreibergesellschaft noch liquide, verkündete der Insolvenzverwalter, der Hamburger Rechtsanwalt Klaus Pannen, am Gründonnerstag den Lübecker Abgeordneten der Lübecker Bürgerschaft. Dann gehen die Lichter aus – wenn nicht ein Retter erscheint.

Noch ein zweiter, ebenfalls ungenannter Investor, soll im Rennen sein. Auch er müsste nächste Woche sich selbst, seine Absichten und seine wirtschaftlichen Vorstellungen enthüllen. Über Zuschüsse oder Übergangszahlungen seitens der hochverschuldeten Stadt wird gemunkelt, ein Verzicht auf die Pachtgebühren etwa steht im Raum. Sicher ist: Die letzte verbliebene Fluglinie, die ungarische Wizz-Air, startet und landet ab 17. April in Hamburg. Danach hebt voraussichtlich niemand mehr ab in Lübeck-Blankensee. smv

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