Lausitz bald tschechisch

Braunkohle Das tschechische Energieunternehmen EPH steht vor dem Kauf des Tagebaus, das bislang Vattenfall gehörte. Aktivisten planen bereits Proteste

Lässt Dampf ab: EPH Foto: R. Weisflog

PRAG taz | Für Daniel Křetínský, Chef der tschechischen Energetický a průmyslový holding (EPH), endete die vergangene Woche positiv. Nachdem der 42-jährige Multimilliardär seit vorigem Montag permanent beteuern musste, dass seine Firma in Panama ausschließlich dem Betrieb eines Katamarans gilt, gab es für ihn doch noch einen Lichtblick: Wie die Agentur Reuters meldete, hat sich Křetínskýs EPH im Preiskampf um das ostdeutsche Braunkohlegeschäft durchgesetzt.

Im defizitären Braunkohlentagebau in der Lausitz, den die staatliche schwedische Firma Vattenfall abstoßen will, arbeiten um die 8.000 Menschen. Noch ist der Verkauf nicht offiziell bestätigt. Aber Klimaaktivisten von „Ende Gelände“ haben bereits für das Pfingstwochenende zu einer „Aktion zivilen Ungehorsams“ aufgerufen. „Jeder neuer Investor kauft den Widerstand der Klimabewegung mit ein“, sagt Hannah Eichberger von „Ende Gelände“.

Schlaflose Nächte wird diese Ankündigung Daniel Křetínský und seinem slowakischen Partner Patrik Tkáč kaum bereiten. Beide kennen das deutsche Braunkohlegeschäft aus dem Effeff. Schon 2009 übernahm EPH zusammen mit den halbstaatlichen Tschechischen Energiewerken (ČEZ) die ostdeutsche Mibrag. Zwei Jahre später kaufte EPH den 50-prozentigen Anteil der ČEZ auf. Laut Berichten allerdings unter Wert. Zahlte die ČEZ 2011 noch 206 Millionen Euro für die Mibrag-Aktien, veräußerte sie sie zwei Jahre später für 130 Millionen.

Hartnäckig halten sich die Gerüchte, bei diesem Deal sei einiges an Bakschisch geflossen. Mibrag-Geschäftsführer Joachim Geisler soll Bestechungsgelder in Millionenhöhe angenommen haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Es würde zum Stil der tschechischen Manager passen, wie man „am Beispiel Mibrag gut erkennen kann. Zum einen sind da enorme Gewinnabflüsse. Seit dem Verkauf im Jahr 2009 hat Mibrag insgesamt 448 Millionen Euro Gewinn an seine tschechischen Gesellschafter abgeführt und damit den eigenen Verkaufspreis von etwa 400 Millionen Euro bezahlt“, so der Wirtschaftsjournalist Stefan Schröter, der sich mit den Machenschaften rund um die Mibrag beschäftigt hat. Die EPH mag in den letzten Jahren ihre Energiesparte vor allem in Deutschland erweitert haben. Im Grunde aber handelt es sich um eine Investment Holding, die sich hinter mehreren Briefkastenfirmen in Nikosia versteckt. Zum Portfolio der EPH gehören der tschechische Fußballklub Sparta Prag oder das Czech News Center, Herausgeber großer Tages- und Wochenzeitungen.

„EPH muss klar sein, dass in der Lausitz allein ein Auftrag zur Abwicklung einer überholten Energieerzeugung verkauft werden soll. Weitere Tagebaue wird es in Deutschland nicht mehr geben“, kommentierte Karsten Schmidt, Energieexperte bei Greenpeace.

Alexandra Mostyn