KUNST

KunstJana J. Bachschaut sich in Berlins Galerien um

Zur Eröffnung wurde der Schinkel Pavillon zur Falle: James Whipple, alias M.E.S.H, der mit „Piteous Gate“ ein phänomenales Debüt hinlegte, bespielte das Souterrain. Seine Klanginstallation zerschnitt Gespräche, setzte Akzente, mischte alles zu einem dichten Soundteppich. Eine Dekonstruktion par excellence, die in Kombination mit Calla Henkels und Max Pitegoffs Werken für ungemütliches Flair sorgte. Im Rund: Ihre ovalen Wandreliefs, etwa „Sinnbild des ioneschen Stils, narzissengelb“. Mittig die „Bench Prototypes“, sonnig gelb gekachelt, als Sitzgelegenheit für die Konzerte. Lange hielt es niemanden auf ihnen. Verweilen oder weiterziehen, ein Spiel, das Henkel und Pitegoff beherrschen. Vor dem „New Theater“ betrieb das Duo die angesagte „Times Bar“, aus der auch das Masterpiece der Serie stammt, ein weiß gekachelter Tresen. Spannend nun, wie ihre „narzisstischen“ Arbeiten mit denen von Antje Majewski oder Bill Kouligas wirken werden – das zukünftige Programm verspricht viel (bis 15. 5., Oberwallstr. 1, Do.–So., 12–18 Uhr ).

Vor sexuellen Inhalten wird bei Isabella Bortolozzi gewarnt. In den Vitrinen sind Stickerei, Zeichnungen und sechs Polaroids untergebracht. Die hat der Künstler Steve Reinke „geschmückt“. So ziert das Gesicht eines Nackten, der auf einem Massagestuhl und vermutlich in seinem Hobbykeller posiert, ein gelber Farbklecks. Ein anderer hält seinen erigierten Penis fest. Nebenan laufen Videos, etwa „Boy Needs A Friend“. Großaufnahme: die Haut zieht sich zusammen, gerade wischt der Tätowierer über die fein gezeichnete Linie. In einem Rund sticht er die Schlange, die sich selbst in den Schwanz beißt, um den Anus eines Mannes. Reinke, der an der Universität in Illinois lehrt, dekonstruiert einiges: Caspar den Geist, schaukelnde Nudisten, Steven Kings „Dead Zone“ oder Plankton-Makroaufnahmen. Eine Offenbarung, wie beim Blick durchs Mikroskop (bis 16. 9., Schöneberger Ufer 61, Di.–Sa., 12–18 Uhr).

Ein Bündel hautfarbener Stoffhandschuhe stapelt sich bei Silberkuppe auf einem Stuhl. Er steht in einer Box, oben und an der Front offen, auf einem Boden aus Neonröhren. Daneben sind Bretter geschichtet, alles in Weiß. Rein, unpersönlich, fast klinisch wirkt Laura Lamiels Kasten, allerdings ähnelt er sehr ihrem Atelier, das zeigt ein Foto. Das Innere „der Zelle“, wie die französische Künstlerin sie nennt, ist so penibel gesetzt, dass es hart an einen Fetisch grenzt. Außen hingegen nonchalanter Habitus: Kabel auf ihrem Weg zur Dose oder Zwingen an den Ecken. Wie falsche Annahmen lassen sich auch die architektonischen Gebilde zerlegen (bis 16. 4., Keithstr. 12, Mi.–Sa., 13–18 Uhr).