Experiment an der Spree

STADTENTWICKLUNG Im Herbst soll mit dem Holzmarkt ein Projekt starten, das Maßstäbe setzen könnte

Der Landschaftsarchitekt Klaus Overmeyer, der das Thema Zwischennutzung einst dem Senat als Gewinnerthema schmackhaft machte, blickt gerne in die Zukunft. Die Zwischennutzer oder Raumpioniere gehören nur noch bedingt dazu. Overmeyers Credo lautet vielmehr: „Aus Raumpionieren werden Raumunternehmer.“ So wie einst aus Hausbesetzern Hausbesitzer wurden. Nur, dass es diesmal nicht um ein einzelnes Haus geht, sondern um ganze Stadtquartiere.

Quartiersentwicklung war bislang das Thema von Investoren oder Treuhändern des Landes. Von Letzteren spricht kaum mehr einer. Die städtebaulichen Entwicklungsgebiete der 90er-Jahre – die Wasserstadt Oberhavel oder der Alte Schlachthof – gelten als gescheitert.

Wie sich Investoren die Zukunft der Berliner Quartiere vorstellen, ist bekannt. Gläserne Fronten, sterile Eingangsbereiche: Abstand halten muss der Mensch, es sein denn, er gehört dazu. Was aber wird die Botschaft der Quartiere sein, die auf das Konto der neuen Raumunternehmer gehen?

Eine erste Antwort wird der Holzmarkt geben. Wenn im August der Club Kater Holzig auf der einen Seite der Spree schließt und auf dem Gelände der ehemaligen Bar 25 gegenüber ein neues Restaurant und ein neuer Club eröffnen, wird die Aufmerksamkeit groß sein. Elitäre Partylocation oder offenes Projekt? Alternativer Kapitalismus, der in die eigene Tasche wirtschaftet, oder Stadtrendite für Berlin? Die Messlatte liegt hoch.

Auch für Berlin. Gelingt das Experiment, hat die Hauptstadt ihren Vorsprung als urbanistisches Labor behauptet. Scheitert es, unterscheidet Berlin bald nur noch wenig von Hamburg oder Köln. 2013 werden die Weichen gestellt. UWE RADA