Love is in the Air

Zypern Entführung von Airbus unblutig beendet. Hijacker handelte offenbar aus Liebeskummer

BERLIN taz | Die Entführung eines Airbus der ägyptischen Fluggesellschaft Egypt Air mit mindestens 55 Passagieren an Bord ist am Dienstag unblutig beendet worden. Der einzige Entführer wurde auf dem zyprischen Flughafen Larnaka festgenommen, nachdem er seine letzten Geiseln entlassen hatte.

Als die Maschine, die eigentlich einen Inlandsflug von Alexandria nach Kairo absolvieren sollte, am Morgen um 8.46 Uhr Ortszeit in Larnaka landete, vermuteten die Sicherheitskräfte einen Terrorakt. Der Entführer trage eine Sprengstoffgürtel und drohe damit, sich in die Luft zu jagen, hieß es unter Berufung auf den Piloten. Das benachbarte Israel ließ Kampfjets aufsteigen, um zu verhindern, dass die Maschine in seinen Luftraum eindringt.

Bald darauf stellte sich aber heraus, dass der verwirrt wirkende Entführer offenbar aus Liebeskummer gehandelt hatte. Der Ägypter, dessen Namen mit Seif Eldin Mustafa angegeben wurde, hatte nach Berichten zyprischer Medien bis 1994 auf der Insel gelebt und war mit einer Zyprerin verheiratet. Das Paar hat vier Kinder. Doch die Ehe ging in die Brüche.

Nach der Landung in Larnaka ließ der Entführer die meisten Passagiere frei, nur Ausländer und die Crew mussten zunächst an Bord ausharren. Dann überraschte er die Behörden mit der Forderung, seine Exfrau Marina sprechen zu wollen, die in einem Dorf in der Nähe des Flughafens lebt. Zudem warf er einen Brief aus dem Flugzeug und verlangte, dass das Schreiben seiner Exfrau überbracht werden solle.

„Der Fall hat nicht mit Terrorismus zu tun“, konnte Zyperns Präsident Nikos Anastasiades die Öffentlichkeit am Vormittag beruhigen. Gefragt, ob eine Frau in die Sache involviert sei, antwortete er: „Es ist immer eine Frau verwickelt.“

Zwischenzeitlich war die Rede davon, dass der Entführer auch die Freilassung von Frauen aus der Haft in Ägypten verlange und um politisches Asyl nachsuchen wolle. Zyprische Behördenvertreter beschrieben ihn als psychisch labil.

Am Ende ließ der Mann seine letzten sieben Geiseln frei, verließ selbst das Flugzeug und ging mit erhobenen Händen über die Piste in Richtung zweier Anti-Terror-Polizisten. Die Beamten stießen ihn zu Boden und durchsuchten ihn. Die Sprengstoffweste entpuppte sich als eine Attrappe.

Bei aller Beruhigung über den glimpflichen Ausgang der Entführung bleibt eine Frage offen. Wie konnte es dem Hijacker gelingen, die Maschine in Alexandria zu besteigen, ohne Verdacht zu erregen? Der Flughafen Larnaka war stundenlang für den Verkehr gesperrt, alle ankommenden Maschinen mussten nach Paphos im Westen Zyperns umgeleitet werden. Ziemlich viel Ärger für etwas Liebeskummer.

Klaus Hillenbrand