Berlinmusik
: Knast im Kopf

So eine gebrochene Schulter ist eine ziemliche Karrierebremse, wie Simon Brauer, Schlagzeuger der Berliner Band Adam13, schmerzhaft feststellen musste. Ende 2013 hatte das Duo gerade die erste Single „Doof“ aufgenommen, dann: Unfall, Schulterbruch, Krankenhaus. Zum Glück aber dauerte die Genesung nur (war es der Band-Doc?) rekordverdächtige acht Wochen, sodass man schnell mit den Arbeiten zum Debütalbum beginnen konnte.

Dieses liegt nun seit einer Weile vor. „Knast im Kopf“ heißt die knapp 40-minütige Blues-Garagenrock-Punk-Orgie, die definitiv nach vollständig genesener Schulter klingt. 13 scheint die Zahl der Band zu sein: 2013 haben sie sich gegründet, („Adam“ soll der tschechoslowakischen Science Fiction-Serie „Expedition Adam ‚84“, so der Titel in der DDR, entliehen sein) – und das Debüt enthält nun exakt 13 Stücke (wobei die Nummer 13, um ehrlich zu sein, dazugemogelt wurde und ein aus nur einer Gitarren-Tonfolge bestehender Track ist).

Es gibt großartige Momente auf „Knast im Kopf“: in Songs wie „Was machen die Kinder in Hamburg und Berlin?“ oder „Rumhängen inner Woche“ mischt sich der Garagenrock/-blues angenehm mit den besseren Momenten des (Fun-)Punk. Diese Tracks gehen nicht nur nach vorne, sondern haben auch den Witz von Die Ärzte oder den frühen Goldenen Zitronen. Auch das Eröffnungsstück „Knast im Kopf“ orgelt und bluest schön los, wirkt liebevoll arrangiert und ist textlich ausgefeilt.

Auf Albumlänge halten Adam13 dieses Niveau nicht. „Knast im Kopf“ wäre eine super EP geworden, aber nun finden sich einige verzichtbare Stücke auf dem Debüt. „Alles muss, nichts kann“ oder „Weck mich, wenn ich weg bin“ etwa sind sehr durchschnittliche Rocknummern, deren Riffs man schon zu häufig gehört hat und deren Texte etwas lieblos daherkommen.

Musikalisch ist das Album dabei insgesamt etwas sehr im Gestern angesiedelt, ein paar frische Impulse aus der Gegenwart könnten nicht schaden.

Das Potenzial ist bei Adam13 allemal da. Sänger und Gitarrist Phatsen und Drummer Brauer machen beide nicht erst seit gestern Musik – das ist deutlich hörbar. Als Spaßprojekt zweier Freunde hat es begonnen. Daraus darf gerne mehr werden – vor allem, wenn man die ironisch-witzige Seite etwas mehr zur Geltung kommen lässt und die etwas altbacken wirkenden Deutschrock-Anteile zurückfährt. Jens Uthoff

Adam13: „Knast im Kopf“ (Adam13/Eigenverlag) | live: 2. April, Waschhaus Potsdam