Fukushima

Wie sich die Atomindustrie nach dem Tsunami vom 11. März 2011 und dem Super-GAU in Japan weltweit entwickelt hat

Alltäglicher Horror an den Reaktoren

BILANZ Auch fünf Jahre danach sind die Anlagen noch Notstandsgebiet,nicht einmal Roboter können direkt an der Unfallstelle arbeiten

BERLIN taz | Der Horror in Fukushima Daiichi ist alltäglich geworden: Die havarierten Reaktoren strahlen immer noch so stark, dass nicht einmal Roboter direkt an der Unfallstelle arbeiten können; die 10 Sievert pro Stunde, die dort 2015 gemessen wurden, sind eine tödliche Dosis; in den gefluteten Kellern der Reaktoren stehen Hunderte von Tonnen hochverstrahlten Wassers; auf dem Gelände wird verstrahltes Wasser in Tanks gespeichert, die zusammen so groß sind wie 320 große Schwimmbecken.

Das ergibt sich aus den Berichten der Betreiberfirma Tepco, der japanischen Regierung und aus internationalen Studien. Die Situation ist einigermaßen stabil. Was ein erneutes Erdbeben in Fukushima anrichten würde, weiß allerdings niemand.

120.000 Menschen haben die verstrahlte Zone dauerhaft verlassen. Unter ihnen wurden 3.200 Todesfälle registriert, die durch schlechtere medizinische Versorgung oder Suizide dem GAU zugerechnet werden. 157.000 Tonnen von strahlendem Abfall wie Boden, Grasschnitt oder Trümmer werden in großen schwarzen Plastiksäcken gestapelt. Die Kosten des Unfalls werden auf etwa 100 Milliarden Dollar geschätzt.

Die Schäden sind Folge des Erdbebens vom 11. März. Die anschließende Flutwelle zerstörte die Notkühlung der drei laufenden Reaktoren. Ohne Kühlung schmolzen die Atomkerne der Reaktoren, durchbrachen die Reaktordruckbehälter, trafen auf den Boden der Reaktorräume. Die Gebäude wurden durch mehrere Wasserstoffexplosionen verwüstet. Durch Lüften gelangten hohe Konzentrationen von radioaktivem Jod und Cäsium in die Außenluft, die eine Region im Nordwesten der AKW schwer belasteten. Der große Teil des radioaktiven Materials wurde allerdings über den Pazifik geweht. BPO