Panisches Wachstum

Großes Geschäft In Deutschland verarbeitet niemand mehr Milch als das Deutsche Milch Kontor. Den Bauern nutzt das wenig

Es muss ja weitergehen. Die Deutsche Milchkontor GmbH (DMK) mit Sitz in Zeven ist zwar mit 9.000 Mitgliedern, 6,7 Milliarden Kilo Milch und 5,3 Millionen Euro Umsatz die größte Molkerei in Deutschland, aber das war ja auch die Nordmilch AG schon, als sie 2011 mit zweitgrößten, der Humana-Genossenschaf, zur DMK fusionierte.

Und deshalb wächst die DMK weiter: Anfang März hat die EU-Kommission die Verschmelzung mit der Drents-Overijsselse Coöperatie aus Hoogeveen, kurz DOC Kaas, genehmigt. Um deren 1,1 Milliarden Kilo Milch und ihren Umsatz von 550 Millionen Euro knabbern die Norddeutschen lange herum. Noch 2011 war der Zusammenschluss an der Genossenschaftsversammlung gescheitert. Doch diesmal gab’s 95,3 Prozent Zustimmung. Und nach dem Ja aus Brüssel wird die Fusion nun vollzogen – am 1. April.

Für die niederländischen Bauern könnte sie sich als schlechter Scherz erweisen: „Bei der Berechnung der Milchpreise müssen noch Anpassungen erfolgen“, hat DMK-Vorstand Josef Schwaiger im Agrar-Portal top agrar angekündigt. Drei, oft vier Cent pro Kilo mehr bekommen die Bauern in den Niederlanden. Dort blicken viele skeptisch auf die Partnerschaft: „Ich fürchte, sie wird den Milchpreis im Land strukturell negativ beeinflussen“, warnte der Vorsitzende der südholländischen Delta-Milk im Fachblatt De ­Boerderij. Andere sorgen sich mehr ums Image: Die Niederlande stehen für guten Käse. Bei DMK „scheint der Fokus eher auf dem Preis zu liegen“, so Ben Wevers, Chef der Rouveen Kaasspecialiteiten an.

Einst, im Vorfeld der Fusion mit Humana, hatte Otto Lattwesen, Aufsichtsratschef damals der Nordmilch, heute der DMK, den Mitgliedern Hoffnung gemacht: Das stärke die Position gegenüber dem Lebensmitteleinzelhandel, die Auszahlungsleistung steige. Und das sei „die Größe, an der unsere Mitglieder den Erfolg messen“. Doch beim Überangebot bestimmt weniger die Masse als die Qualität des Produkts die Verhandlungsmacht. Und bezüglich des Auszahlungspreises – da steht die DMK am unteren Ende der Molkereien-Rankings. bes

Molkereien auf dem deutschen Markt

Platz 1: 2011 haben die bis dahin zwei größten Molkereien der Branche in Deutschland, die Nordmilch AG Bremen und die Humana Milchunion AG Everswinkel, zur DMK Deutsches Milchkontor GmbH fusioniert, die derzeit 7 Millionen Tonnen Milch umsetzt. Damit ist man derzeit weltweit auf Platz 13.

Platz 2: Der dänisch-schwedische Molkereiriese

Arla Foods (Rang 8 weltweit) engagiert sich seit 2011 in Deutschland. Das ursprüngliche Ziel, auf dem deutschen Markt die Nummer 3 in der Rangliste zu werden, hat Arla 2011 durch die Einverleibung von Hansa Milch in Mecklenburg, Allgäuland in Wangen und 2012 der Milch-Union Hocheifel übertroffen.

Platz 3: Theo Müller, Allgäu, weltweit Platz 18

Platz 4: 2008 fusionierten die niederländischen Unternehmen Friesland Foods und Campina BV zur Friesland Campina, die auf Platz 5 weltweit steht. Sie ist vornehmlich im süddeutschen Raum aktiv.

Platz 5: Hochwald Foods, Thalfang

Platz 6: Bayernland, Nürnberg

Platz 7: Hochland, Heimenkirch

Platz 8: Meggle, Wasserburg a. Inn

Platz 9: Zott, Mertingen

Platz 10: Bongrain, Wiesbaden, Hauptsitz in Frankreich, weltweit Platz 16

(Quelle: Riester, Richard et. al., Agrarmärkte 2015)