Flehen um Raucherzimmer

Lehrer richten Petitionen an Bürgerschaft, sie möge erwachsenen Mitarbeitern den Nikotin-Konsum doch wieder gestatten. Behörde lehnt ab, raucht aber selbst

Wasser predigen und Wein trinken: Diesen Vorwurf muss sich jetzt die Bildungsbehörde in Sachen Rauchverbot gefallen lassen. Wie aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage der GAL hervorgeht, gilt das seit August an Schulen erlassene Rauchverbot nicht für die Behördenräume. Derweil flehen zwei Lehrerkollegien in Petitionen die Bürgerschaft und Briefen die Senatorin Alexandra Dinges-Dierig (CDU) an, doch für die Erwachsenen wieder Raucherzimmer zu erlauben.

Denn, so schreiben Mitarbeiter der Wolfgang-Borchert-Schule, in Folge des Verbots seien sie gezwungen, vor der Schule zu rauchen, wo sie noch „viel eher“ von Schülern gesehen würden. Es folgt ein Appell an die Vernunft: „Arbeitnehmer können nur gute Arbeit leisten, wenn sie auch gut behandelt werden.“

Ursprünglich habe man das Verbot nicht als „problematisch“ angesehen, heißt es in der Petition von Lehrern der Ganztagsschule Veermoor. Doch nach sechs Wochen habe sich herausgestellt, dass das Lehrerzimmer „verwaist“ sei und die Raucher sich dort nicht mehr aufhielten. Darunter leide die Kommunikation. Auch seien die Raucher „gereizt und missgelaunt“, weil der Gesetzgeber ihnen nicht die „gleichen Rechte“ zugestehe wie jedem anderem im öffentlichen Dienst.

Die einzelnen Schulaufsichtsbeamten in der Bildungsbehörde, so ergab die GAL-Anfrage, können in dem Gebäude der Hamburger Straße rauchen, weil dort das normale Arbeitsstättengesetz gilt. Demnach kann es für einzelne Stockwerke ein Rauchverbot geben. Dies wird aber als Selbstverpflichtung der Mitarbeiter gesehen, der zudem der Personalrat zustimmen muss.

Pressesprecher Alexander Luckow begründet den Unterschied zwischen Schulen und Behörde damit, dass dort keine Schüler anwesend sind, „denen das Rauchverbot nützen soll“.

CDU-Schulpolitiker Robert Heinemann würde es gleichwohl „begrüßen“, wenn die gesamte Hamburger Straße, der Sitz der Behörde, „rauchfrei wäre“. Und GAL-Fraktionchefin Christa Goetsch erkennt ein „gestörtes Verhältnis“ zwischen Schulen und Senatorin: „Während sie den Lehrern das Rauchen verbietet“, werde in der Hamburger Straße weiter gequalmt. Klüger findet sie, den Schulen zu überlassen, wie das Ziel, die rauchfreie Schule, erreicht wird. Kaija Kutter