Da waren es nur noch drei

USA I Nachdem auch sein Heimatstaat Florida für Donald Trump gestimmt hat, steigt Marco Rubio aus dem Rennen um die republikanische Präsidentschaftskandidatur aus

Marco Rubios Kandidatur – ein Trauerspiel im Familienkreis Foto: Carlo Allegri/reuters

Aus Miami Frank Herrmann

Marco Rubio hat zur Primary-Party geladen, aber von Partystimmung kann keine Rede zu sein. Die Anhänger des jungenhaft wirkenden Senators aus Miami lassen eher an eine Trauergemeinde denken. Donald Trump gewinnt an diesem Dienstag in Rubios Heimatstaat so deutlich, dass es für den telegenen Jungstar der Republikaner an eine Demütigung grenzt.

Doch Aida Zayas, eine engagierte Aktivistin in den Reihen der örtlichen Republikaner, klammert sich an den Strohhalm einer „Contested Convention“. Sie hofft auf einen Wahlkonvent, bei dem die Parteistrategen den Immobilienmagnaten im Juli in Cleveland noch irgendwie ausbooten, sofern er die Ziellinie nicht mit der absoluten Mehrheit von mindestens 1.237 Delegiertenstimmen, sondern nur mit einer relativen Majorität überquert. „Trump ist ungehobelt, er ist widerlich, er ist ein Demagoge“, schimpft sie, während ihr Mann Eleo, ein Medizintechniker, orakelt: „Die Amerikaner werden keinen Mann wählen, dem der nötige Ernst fehlt.“

Als sich Rubio schließlich erschöpft und enttäuscht ans Rednerpult stellt, klingt er wie ein verzweifelter Mahner. „Ich bitte das amerikanische Volk, der Angst nicht nachzugeben, dem Frust nicht freien Lauf zu lassen“, sagt der Sohn kubanischer Einwanderer in seiner Abschiedsrede. Das Land, schiebt er hinterher, befinde sich mitten in einem politischen Sturm, es werde von einem echten Tsunami überrollt. „Und wir hätten es kommen sehen müssen.“

Von den fünf Staaten, die am Dienstag republikanische und demokratische Vorwahlen abhielten, konnte Donald Trump bei den Republikanern mindestens drei gewinnen: In Florida, Illinois und North Carolina lag Trump vorn. Sein Konkurrent John Kasich konnte seinen Heimatstaat Ohio gewinnen und bleibt im Rennen. Trump hat derzeit 661 der benötigten 1.237 Kandidaten, ihm folgt Ted Cruz mit 405.

Bei den Demokraten gewann Hillary Clinton mindestens vier der fünf Staaten: Florida, Illinois, North Carolina und Ohio gingen an sie. Clinton führt gegenüber Bernie Sanders damit mit 1.132 gegen 818 Delegiertenstimmen.

In Missouri war es bei Redaktionsschluss noch auf beiden Seiten zu eng, um ein Ergebnis zu haben.

Am Dienstag ließ die Trump-Welle den Rechtspopulisten in Florida, Illinois und North Carolina triumphieren. In Missouri ging er praktisch gleichauf mit Ted Cruz durchs Ziel, dem Senator aus Texas, der beim Establishment ebenso verhasst ist wie der raubeinige Bauunternehmer. In Ohio gelang es John Kasich, dem Moderatesten unter den verbliebenen Bewerbern, ihm zumindest einen Stolperstein in den Weg zur Nominierung zu legen. Der Gouverneur des „Buckeye State“ konnte die Vorwahl in seinem Heimatstaat für sich entscheiden, ein markanter Kontrast zu Rubios Blamage. Was wohl zur Folge hat, dass sich der gemäßigte Flügel der Partei um Kasich schart, um einen 63-Jährigen, der sich als Stimme der Vernunft zu profilieren versucht.

Hätte Trump auch in Ohio die Nase vorn gehabt, genau wie Florida ein Staat, in dem der Erstplatzierte sämtliche Delegiertenmandate gewinnt, wäre die Sache für ihn praktisch gelaufen gewesen. So aber bleibt seinen Rivalen noch ein Rest an Hoffnung, ihm die absolute Mehrheit zu verweigern.

In der Uni-Vorhalle in ­Miami erklärt Rubio, dass er seinem Konkurrenten Trump zum Wahlerfolg gratulieren wolle. „Buh, buh, buh“, rufen seine Getreuen. Dann lässt er wie beiläufig fallen, dass er seine Kandidatur fallenlässt. Einen Augenblick lang ist es völlig still im Saal. Vor fünf Jahren wurde Rubio, auf der Welle der Tea-Party-Rebellion surfend, zum Senator gewählt. Mit Beginn der Kampagne 2016 feierten ihn die Konservativen als ihr größtes Nachwuchstalent, und als mit Jeb Bush der ursprüngliche Favorit der Partei­granden das Handtuch warf, war es Rubio, der Bushs Part übernahm. Nun der Absturz.

„Das Land wird ­überrollt. Wir hätten es sehen müssen“

Senator Marco Rubio

Als Aida Zayas das Atrium verlässt, sagt sie nur noch: „Ich möchte jetzt nicht darüber ­reden“.

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