Ferber. Für alle Fälle.

Seit 13 Jahren vermittelt Barbara Ferber fürs Bremer Studentenwerk Zimmer. Ohne Provision. Dafür mit Herz und Fingerspitzengefühl. „Ich möchte, dass es passt.“

von Tina Groll

„Früher oder später landen sie alle bei mir“, sagt Barbara Ferber lachend. Tausende von Zimmern, Appartments, Wohnungen und Häusern hat die 56-Jährige in den vergangenen 13 Jahren an Erstsemestler, Austauschgäste oder Langzeitstudenten vermittelt. Provision erhielt sie dafür nicht. Überhaupt würde sie niemandem etwas aufschwatzen. „Ich möchte, dass es passt“, erklärt Barbara Ferber. Darum arbeitet sie auch nicht als Maklerin, sondern als Zimmervermittlerin beim Studentenwerk.

Ihr Uni-Büro trägt die Nummer A 1300, erster Stock im Studentenwerk, gleich rechts. Es ist winzig. Einem Studierenden würde sie ihr Büro wirklich nicht als Zimmer anbieten. Aber studentisch sieht es hier drinnen schon aus. Postkarten hängen an der Wand. Daneben Fotos mit lachenden Menschen und Bilder von Bremen. Ein Tisch, zwei Stühle. Und hunderte von Aktenordnern. Mehr braucht sie nicht, um ihre Schützlinge passend unterzubringen.

Passend? Das kann alles sein: Für die Studentin mit zwei Pferden eine Wohnung mit Stall, für das unsichere Muttersöhnchen lieber eine heimelige WG mit Mädchen oder für die forsche Lesbe nur eine Frauen-WG.

Die meisten ZimmersucherInnen aber sind anspruchslos: Sie kommen frisch von der Schule und träumen vom kleinen Appartment in Uni-Nähe. Dafür zahlen sie bis zu 270 Euro Miete. Auf dem Wohnungsmarkt treffen sie auf gut situierte Seniorenpaare, die neun Quadratmeter kleine Zimmer für 355 Euro anbieten. Familienanschluss inklusive, Heizung, Strom und Wasser nicht.

September und Oktober sind Hochsaison für Barbara Ferber. Täglich kommen bis zu hundert StudentInnen mit nur einem Wunsch: ein bezahlbares Zimmer in der City, am liebsten im Viertel, in Peterswerder, der Neustadt oder Findorff. Doch gerade dort sind die Mieten hoch.

33.000 Studierende gibt es im Land. Nur 2.408 kommen in einem der elf Wohnheime unter. Zwölf Prozent bleiben bei den Eltern wohnen. Ein Viertel zieht in eine WG und knapp die Hälfte sogar in die eigene Wohnung. Die meisten haben dafür mal bei „Mutter Ferber“ vorbeigeschaut. So wird sie genannt.

Bei der klingelt ständig das Telefon. Wie jetzt: Eine Vermieterin bietet ein Haus nahe der Hochschule an. „Manchmal habe ich für Häuser schon Wohngemeinschaften initiiert“, erzählt Barbara Ferber. So wie neulich: Da hatte sie ein freies Haus – und vier Studentinnen in der Sprechstunde. Nach einer Stunde Kaffeetrinken war die WG perfekt.

Doch nicht immer geht es so leicht. Manchmal sitzen junge Leute vor ihr, die schon die zehnte WG-Ablehnung bekommen haben. „Da erlebe ich tiefe Traurigkeit“, sagt die Zimmervermittlerin. Überhaupt findet sie, sei ihr Job schwieriger geworden. Viele Vermieter würden die Preise absichtlich zum beginnenden Wintersemester hinaufsetzen. Aber auch die Studenten seien wählerischer und weniger spontan geworden. Richtig schwer ist es für allein erziehende Mütter. „In den 80er Jahren gab es haufenweise Studenten-WGs mit Kindern, heute kaum noch.“ Noch schwerer haben es da nur die Studenten aus Afrika, Indien oder China. Die stoßen bei der Wohnungssuche auf Vorurteile der Vermieter. „Aber Diskriminierung gibt‘s bei mir nicht!“ sagt die Zimmervermittlerin. Sie hat eine Kartei mit Vermietern angelegt, die für internationale Studenten offen sind. Aber auch für alle anderen wird sie etwas finden: „Spätestens bis November will ich alle vermittelt haben!“

Wer Wohnung oder Zimmer sucht oder anbieten möchte, erreicht Barbara Ferber unter ☎ 0421-220 11 22.