Glockengeläut für Petra Adler

TOD Petra Adler lebte und starb auf der Domsheide. Gestern wurde der Obdachlosen, die 25 Jahre im Freien lebte, mit einer Trauerfeier gedacht

Das hat es noch nie gegeben: Bremens größte Domglocke läutete am Mittwoch für eine obdachlose Frau, die im November mitten in der Innestadt im Alter von 58 Jahren gestorben war.

Viele Menschen kannten Petra Adler, die auf der zentralen Domsheide neben der Filiale der Fastfood-Kette McDonald oder bei schlechtem Wetter unter den Domarkaden saß. Sie sei am 25. November völlig entkräftet gestorben, sagte der evangelische Domprediger Christian Gotzen bei einer Trauerfeier auf der Straße. „Wir wollen an ihr Leben erinnern und auch unserem Erschrecken Ausdruck geben, dass ihr niemand mehr helfen konnte.“

Freunde zündeten vor dem evangelischen Informationszentrum „Kapitel 8“ Kerzen an. Der Diakon und Straßenseelsorger Harald Schröder sagte, Petra Adler habe auf der Domsheide gelebt, gewohnt und sei hier auch gestorben. Pastor Gotzen ergänzte, die Trauernden wollten nicht, „dass ein Mensch einfach so von der Bildfläche verschwindet und ihr Leben in Vergessenheit gerät“.

Jonas Pot d‘Or, Streetworker des Bremer Vereins für Innere Mission, betonte, die Verstorbene habe sich immer Gedanken um andere gemacht, „weniger um sich selbst“. Andere beschrieben sie in der Trauerfeier als selbstlos, bescheiden und dankbar.

Petra Adler wurde in der Nähe von Bremen in Bruchhausen-Vilsen geboren und lebte seit 25 Jahren auf der Straße. In dieser Zeit wurde sie sechs Mal von Fremden überfallen und zusammengeschlagen. Bevor sie auf der Straße landete, arbeitete sie 15 Jahre lang in einem Hotel auf Norderney. Sie putzte Ferienwohnungen und bekam im Gegenzug Kost und Logis. Ihre Arbeit verlor sie aufgrund einer schweren Krankheit.

Der diakonische Verein für Innere Mission hatte im November mit einem Gottesdienst an die verstorbenen wohnungslosen Menschen des vergangenen Kirchenjahres in Bremen erinnert.

Dabei wurden die Namen von 26 Menschen verlesen. Sie wurden auf einer speziellen Grabstätte bestattet, die die Innere Mission auf dem Friedhof in Bremen-Walle eingerichtet hat. Mit Unterstützung vieler Spender wurde dort eine alte Grabstelle gekauft, die Platz für 96 Urnen bietet. (epd)