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Singt, Stadtmusikanten, singt

Martin Heller geht und hinterlässt Bremen ein Konzept für die „Stadtwerkstatt“ – ein Sammelsurium aus existierenden und neu angedachten Projekten. Wie sie bezahlt werden sollen, ist unklar: Auch der Kultursenator setzt auf das Prinzip Hoffnung

Bremen taz ■ Es geht um die Kultur im weitesten Sinne des Wortes, um Forschung und Entwicklung in Bremen und die Zukunft der Stadt nach der gescheiterten Bewerbung zur europäischen Kulturhauptstadt 2010. Und um den Versuch, „die Bremer Stadtmusikanten wieder singen zu lassen“. So steht es im rund 30-seitigen Konzeptpapier zur „Stadtwerkstatt“, das Martin Heller gestern präsentierte.

Martin Heller, der Intendant der gescheiterten Kulturhauptstadtbewerbung, war aufgerufen, seine Idee für ein Nachfolgeprojekt zu konkretisieren. „Mein Auftrag ist jetzt erfüllt“, sagte er gestern im Güterbahnhof – und verabschiedete sich nach Linz, wo er für 2009 den Posten inne hat, den er ein Jahr später in Bremen hätte einnehmen wollen.

„Das öffentliche Brüten kann beginnen“, heißt es am Ende des Textes. Und der Kampf ums Geld. Denn finanzielle Forderungen sucht man in dem Text vergebens, auch Kultursenator Jörg Kastendiek (CDU) gab sich gestern zurückhaltend. „Ich hoffe“, so Kastendiek, „dass wir einen vertretbaren Rahmen für die Stadtwerkstatt finden“. Konkrete Zusagen machte er keine, verwies statt dessen auf die dramatische Haushaltslage und die Krise am Bremer Theater. Am 1. November berät der Senat über die Zukunft der Stadtwerkstatt, bis Ende des Jahres sollen Entscheidungen fallen.

Das Konzept, an dem neben Heller auch Uli Fuchs, Jens Joost-Krüger und Lutz Liffers geschrieben haben, benennt für die Stadtwerkstatt sieben so genannte „Wirkungsfelder“. Die „Brutstätten künstlerischer Innovation“ werden da aufgezählt, aber auch der „Stadttourismus“, der „Stadt-Umbau“, die Nachwuchsförderung und das „Transnationale Lernen“. Von einzelnen Kultursparten sei bewusst nicht die Rede, denn es gehe um die Lebensqualität der ganzen Stadt.

„Beispiele sind das Salz in der Konzeptsuppe“, schreibt Heller und benennt in allen Wirkungsfelder einige exemplarische Projekte, die teilweise schon existieren, teilweise erst realisiert werden sollen.

Als „Brutstätten“ gilt Hellers Team nicht nur der Güterbahnhof, sondern auch das Theaterprojekt „Kafkas Schloss“, ein Off-Theatervorhaben, dass das Bremer Finanzamt bespielen will. Auch das „virtuelle Literaturhaus“ im Internet wird dort aufgelistet. Zum Thema „Stadttourismus“ findet sich nichts neues in dem Papier, der Verweis auf das Viertelfest, das Straßenzirkusfestival „La Strada“ und den geplanten Erweiterungsbau der Kunsthalle muss an dieser Stelle genügen. Unter der Rubrik „Jugend- und Nachwuchsförderung“ schließlich steht die Jugendtheaterschule des Moks-Theaters, aber auch ein Konzertabend unter dem Motto „HipHop meets Klassik“.

Die Stadtwerkstatt solle eine kulturelle Forschungs- und Entwicklungsabteilung Bremens sein, sagt Heller – und in die Kulturbehörde übergehen. Wenn sie am Ende der Diskussion mehr sei als nur „ein zahnloser Tiger“, so fügt er an, „dann würde ich gerne nach Bremen zurückkehren“. Jan Zier

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