Schwerer Rucksack

FUSSBALL Beim VfL Osnabrück herrscht trotz sportlicher Erfolge Unsicherheit. Schuld sind die Schulden

Schon als er selbst noch Spieler war, gehörte der Trainer des VfL Osnabrück, Claus-Dieter „Pele“ Wollitz, zu den impulsiveren Charakteren auf dem Platz. Das kam immer dann zum Vorschein, wenn sich der geborene Westfale von Schiedsrichtern oder Journalisten auf den Schlips getreten fühlte.

In dieser Saison ist einiges anders. Der 47-Jährige scheint überlegter geworden zu sein. Wollitz hat es geschafft, eine Mannschaft zu puschen, der kaum einer diesen sportlichen Erfolg zugetraut hatte. Der VfL ist unerwartet Spitzenreiter der 3. Liga und muss für den Fall planen, dass der Club kommende Saison in der zweiten Liga spielt. Gleichzeitig ist die finanzielle Situation des Vereins miserabel. Und Wollitz fühlt sich vom Verein getäuscht.

Der hoch verschuldete Verein konnte eine Insolvenz im Dezember nur mit finanzieller Unterstützung der Stadt abwenden. Vor Weihnachten führte das fast zum Bruch: Der Verein habe ihn über die Ausmaße der wirtschaftlichen Notlage im Unklaren gelassen. „Das war eine Gefahr für meine Karriere“, sagt Wollitz. „Denn wenn ein Trainer Misserfolg hat, fragt keiner danach, wie schlecht die Bedingungen waren.“

Nun herrscht in Osnabrück große Unsicherheit. Das Motto heißt Sparen und trotzdem fordert Wollitz einen größeren Trainingsplatz. Außerdem wollte er ein Trainingslager im Süden. Diese Forderung wird erfüllt – komplett extern finanziert. Am 3. Januar startet der VfL in die Vorbereitung .

Im Hinblick auf einen möglichen Aufstieg sagt Wollitz: „Es kann nicht sein, dass wir dann wieder einen Rucksack mit in die Saison nehmen.“ Gemeint ist ein Rucksack voller Schulden, der sich allerdings auch schwer aus der Welt schaffen lassen wird.

Die Frage ist, ob Wollitz vor diesem Hintergrund in Osnabrück bleibt oder nicht. Denn sein Vertrag beinhaltet eine Ausstiegsklausel, die einen Wechsel zu einem Bundesligisten ermöglicht. Und so erklärt Wollitz, dass er im Januar noch auf der Bank sitzt, falls nicht die erste Liga ruft. In Wolfsburg soll er im Gespräch gewesen sein. Nachdem Dieter Hecking nun den Posten besetzt hat, ist dessen Position in Nürnberg vakant. Doch da hat offensichtlich U23-Coach Michael Wiesinger die besten Chancen.

Für den sportlichen Erfolg des VfL scheint es entscheidend zu sein, dass Wollitz bleibt. Wollitz fungiert gleichzeitig als Fußballlehrer und als Sportdirektor und konnte sich so mit Spielern umgeben, die ihm vertrauen, die seine Arbeitsweise schätzen und die leicht motivierbar sind. Gaetano Manno beispielweise spielt die Saison seines Lebens. Immer wieder betonen er und seine Kollegen, wie gut der Zusammenhalt der Mannschaft sei und wie dankbar sie Wollitz seien.

Dass der Funke noch nicht auf das Osnabrücker Publikum übergesprungen ist, wurmt den Trainer. Denn ausverkauft ist die Arena an der Bremer Brücke selten. Falls der Aufstieg gelingt, könnte zumindest dieses Problem kleiner werden.HEIKO OSTENDORF