Wenn ein Bunker grün wird

HOCH HINAUS In Hamburg soll ein Dachgarten auf einem ungewöhnlichen Ort entstehen: Auf dem Flakbunker in der Feldstraße auf St. Pauli soll auch ein Urban Gardening Projekt Platz finden – in 40 Metern Höhe

Es wird ein grünes Megaprojekt: Auf dem Dach des alten Flakbunkers an der Feldstraße soll im Hamburger Stadtteil St. Pauli ein riesiger Garten entstehen. „Hilldegarden“ haben die beiden InitiatorInnen Tobias Boeing und Charlotte Dieckmann ihr Projekt genannt. Seit 2013 sind sie dabei, das Konzept auszuarbeiten.

Demnach soll man über eine 300 Meter lange Rampe auf das Gebäude gelangen. Oben soll ein pyramidenförmiger Aufbau an eine natürliche Landschaft erinnern. Auf einer Gesamtfläche von 5.800 Quadratmetern sollen neben einem Park auch Flächen für Urban Gardening entstehen. Wie viel und welcher Teil des gigantischen Dachgartens öffentlich zugänglich und kostenlos nutzbar sein wird, ist noch nicht klar. Finanziert werden soll das Projekt von Thomas Matzen, der Erbpächter des Bunkergeländes ist. Die kostenlose Nutzung des Dachs wolle er über die kommerzielle Nutzung des Innenbereichs quersubventionieren, erklärt Boeing. Das Hilldegarden-Team ist nur für die Außenflächen zuständig.

Den Innenbereich des geplanten Aufsatzes will das „Planungsbüro Bunker“ um den Projektbeauftragten Robin Houcken für die Werbeagentur Interpol gestalten. Ein Konzertsaal mit 1.000 Sitzen, ein Hotel, ein Künstlerhaus sowie Tonstudios und Ateliers sollen dafür sorgen, dass Geld reinkommt.

Von Stadtteil-Initiativen und Urban-Gardening-Gruppen aus der Nachbarschaft hagelte es Kritik an dem Projekt. Sie sprachen von einer „neoliberalen Privatinvestorenlösung“ und warnten vor einer „grünen Aufwertungsspirale“. Harald Lemke vom Gartenprojekt „Keimzelle“ nannte die Dachbegrünung eine „reine PR-Geschichte“. Es gehe eigentlich um eine kommerzielle Nutzung der Innenräume.

Thomas Matzen pachtet den Bunker seit 1993 und vermietet die Räume an Firmen der Musik- und Medienbranche. Für den Pachtvertrag zahlte er damals sechs Millionen Mark an die Stadt. Nach 60 Jahren, also im Jahr 2053 würde der Vertrag eigentlich auslaufen – wegen des geplanten Dachbauprojekts hat die Stadt die Pacht auf 99 Jahre verlängert. Auf die dafür fällige Gebühr von 2,56 Millionen Euro verzichtete die Finanzbehörde. Katharina Schipkowski