heute in hamburg
: „Wie ein Spinnennetz“

HAFEN Aktivisten klären am fünften Jahrestag der Fukushima-Kathastrophe über Atomtransporte auf

Daniel Manwire

Foto: privat

45, Sozialarbeiter, engagiert sich seit 20 Jahren in der Anti-Atom-Bewegung, mobilisiert gegen Atomtransporte.

Herr Manwire, warum ist der deutsche Atomausstieg gar kein richtiger Ausstieg?

Weil immer noch jedes Jahr etwa 10.000 Tonnen Uranprodukte durch den Hamburger Hafen transportiert werden. Außerdem laufen in Deutschland immer noch acht AKWs. Das sind mehr als in Schweden oder Spanien. Unser Land hat einen Atomstromanteil von ungefähr 15 Prozent und das fünf Jahre nach Fukushima. Und es gibt in Deutschland zwei wichtige Uranfabriken.

Welche sind das?

Eine Brennelementefabrik in Lingen und eine Urananreicherungsanlage in Gronau. Vor allem diese Betriebe sind für die Urantransporte durch den Hamburger Hafen verantwortlich.

Was kommt im Hafen an?

Alle Zwischenprodukte entlang der Brennstoffkette, also Uran in unterschiedlichsten Produktionsphasen. Anders als etwa im Rostocker Hafen, gibt es hier alle Spezialtransporte.

Warum gibt es so viele Transporte?

Weil die einzelnen Produktionsschritte des Urans an unterschiedlichen Orten stattfinden. Man kann man sich die Transportrouten wie ein Spinnennetz über der Weltkarte vorstellen. Das ist so, weil die Atomprogramme aus Militärprogrammen hervorgegangen sind, bei denen die Länder des Westens auf das Uran des Südens zugreifen.

Was passiert mit dem Uran?

Damit werden deutsche und weltweite AKWs versorgt. Die beiden deutschen Uranfabriken haben beide jeweils zehn Prozent des Weltmarktanteils. Sie versorgen etwa AKWs in Finnland oder Spanien, weil sie mehr produzieren als Deutschland abnehmen kann.

Sind solche Fabriken in Deutschland nicht verboten?

Nein, sie haben unbefristete Betriebserlaubnisse, im Gegensatz zu den AKWs. Die haben eine Restlaufzeit.

Kann Ihre Kampagne gegen Atomtransporte durch Hamburg einen solchen Transport stoppen?

Nein, aber wir halten Kundgebungen und Mahnwachen entlang der Transportstrecke ab. Diese Strecke verläuft unter anderem durch Münster, Köln, Bonn, Trier, Buchholz und Harburg. Oft fahren die mit Uran beladenen Schiffe direkt an Leuten vorbei, ohne das jemand davon weiß. Also stellen wir uns an diese Stellen und klären auf.

Interview: Melina Seiler

Kundgebung „Fukushima mahnt – alle Atomanlagen stilllegen – Atomtransporte durch Hamburg stoppen“: 16 Uhr, C. Steinweg am Süd-West-Terminal im Hamburger Hafen