Pankower Tor, öffne dich!

EINIGUNG Viele Jahre wurde gestritten, nun hat Bausenator Geisel ein Machtwort ge-sprochen. Mit dem Pankower Zentrum entsteht eine der größten Baustellen der Zukunft

von Uwe Rada

Sieben Jahre wurde gestritten, nun hat ein Machtwort von Bausenator Andreas Geisel (SPD) das Gezerre beendet. Auf dem ehemaligen Güterbahnhof bekommt Pankow ein neues Zentrum. Das künftige „Pankower Tor“ erstreckt sich zwischen den S-Bahnhöfen Pankow und Heinersdorf.

Dass auf dem 40 Hektar großen Gelände Wohnungen, Einzelhandel, zwei Schulen und zwei Möbelmärkte entstehen sollten, war lange bekannt. Strittig war allerdings, wo welche Nutzung platziert werden sollte. Vor allem die Senats­bauverwaltung hat sich lange gegen ein Einkaufszentrum mit 30.000 Quadratmeter Fläche gewehrt, wie es dem Eigentümer und Investor Kurt Krieger vorschwebte. Gleichzeitig hielt die Verwaltung an der Nordtangente fest, einer Straße, die über das Gelände bis zur Mühlenstraße führen sollte. Dagegen war der Bezirk Sturm gelaufen.

Auf einer Veranstaltung im Ossietzky-Gymnasium machte Geisel am Dienstagabend nun einen Rückzieher. Die Straße werde nicht mehr weiter geplant, und das Einkaufszentrum soll unmittelbar am Bahnhof Pankow entstehen. Dass damit die Geschäfte im gewachsenen Zentrum an der Florastraße und der Breiten Straße in Schieflage geraten können, fürchten weder Geisel noch der Pankower Baustadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne). „Pankow ist in den vergangenen Jahren gewachsen, seine Einzelhandelsfläche dagegen nicht“, sagt Kirchner der taz. „Da gibt es also Nachholbedarf.“

Bewegt hat sich auch der Investor. Krieger, gebürtiger Pankower, will auf dem Pankower Tor nicht nur ein Einkaufszentrum und seine Möbelmärkte Höffner und Sconti unterbringen, sondern auch 1.000 Wohnungen. Das sind doppelt so viele wie ursprünglich geplant. Ein Viertel davon soll von landeseigenen Gesellschaften für 20 Jahre zu einer Miete von 5,50 Euro pro Quadratmeter nettokalt vermietet werden. Für die Wohnungen muss aber ein Park weichen, den Kriegers ursprünglicher Plan vorgesehen hat. „Wir leben in einer wachsenden Stadt“, kommentierte Kirchner den Kompromiss. „Was Pankow derzeit durchmacht, hat Berlin noch vor sich.“ Pankow ist mit 384.000 Einwohnern schon jetzt der bevölkerungsreichste Berliner Bezirk. Bis 2030 soll die Einwohnerzahl auf 446.000 steigen.

„Was Pankow derzeit durchmacht, hat Berlin noch vor sich“

Jens-Holger Kirchner, grüner Baustadtrat

Mit der jetzigen Einigung kann sich der Bezirk nun an die Aufstellung eines Bebauungsplans machen. Vorher muss aber noch eine sogenannte Verträglichkeitsanalyse erstellt werden, die nachweist, dass eine zusätzliche Einzelhandelskonzentration in Pankow andernorts keine negativen Auswirkungen hat. Mit dem Bau der Möbelmärkte kann laut Kirchner dann in zwei Jahren begonnen werden, mit dem der Wohnungen ein Jahr später.

In einem Punkt aber gibt es noch Streit. „Krieger will eine Shopping-Mall in einem geschlossenen Kasten, wir wollen das anders lösen“, sagt Baustadtrat Kirchner. Er nennt das Pankower Tor deshalb „Erweiterung des Pankower Zentrums“.