Krieg oder Erleuchtung

Führung durch neue Buddhismus-Abteilung

Ein Museum erfindet sich neu: Seit Monaten schon eröffnet das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe – nach langer Umbauphase – Abteilung um Abteilung neu, kombiniert Möbel mit Bildern und Gebrauchsgegenständen – etwa, wenn es um Jugend- oder Bauhaus-Stil geht. Die Kuratoren versuchen auf diese Weise, nicht nur Gattungsgrenzen aufzulösen, sondern auch den Blick auf die gesellschaftspolitische Situation zu richten und zudem Übersicht in die Fülle von Sammlungsgegenständen zu bringen, die das in einer ehemaligen Kunstgewerbe-Schule beheimatete Museum birgt.

Dass man sich dabei für eine noch stärkere Reduktion der Exponate entschieden hat und ihnen durch teils grell designte Präsentation Gewicht verleiht, mag umstritten sein – vielleicht sähe mancher lieber mehr von jenen Preziosen, die in den Depots lagern. Tatsache ist aber, dass das Haus Schwerpunkte zu setzen versucht und inzwischen – nachdem zuvor die Design-Abteilung samt Spiegel-Kantine neu eröffnet wurde – bei den Weltreligionen angekommen ist.

Seit Mitte Dezember erzählt das Museum in zwei neu gestalteten Räumen den Themenkomplex „Buddhismus und Samurai“ neu: Chinesische und japanische Lack-Arbeiten, Holzschnitte und Skulpturen von 6. bis zum 16. Jahrhundert sind da versammelt. Dass sich das Motto „Buddhismus und Samurai“ als Widerspruch liest, ist dabei ein geschickt gesetzter gedanklicher Widerhaken. Denn tatsächlich waren etliche der – kriegerischen – Samurai Buddhisten und hätten somit eigentlich Frieden predigen und leben müssen.

Doch die Neupräsentation im Museum kann nur einen flüchtigen Spot auf historische und religionsgeschichtliche Zusammenhänge sowie auf das Zusammenspiel von Gebrauchs- und religiöser Kunst richten und spiegelt somit das grundlegende Dilemma des Museums, das sich irgendwo zwischen Kunst und Gewerbe verortet, ohne dass sich im Einzelfall die Grenze klar ziehen ließe.  PS

Führung mit Hannelore Dreves: 12.30 Uhr, Museum für Kunst und Gewerbe, Steintorplatz