Eskalation am Hafen

Polizei-gewalt

Jetzt wird aufgeklärt, aber so was von rückhaltlos – wenn man der Hamburger Innenbehörde glauben darf. Wegen eines gewaltsamen Polizeieinsatzes am vorigen Dienstag in den einstmals besetzten Häusern in der Hafenstraße habe sich die polizeiinterne Dienststelle für Interne Ermittlungen (DIE) eingeschaltet. Das bestätigte am Freitag ein Sprecher der Innenbehörde auf Anfrage der taz. Mit Ergebnissen sei „schnellstmöglich“ zu rechnen, allerdings gehe „Gründlichkeit vor Geschwindigkeit“, so der Sprecher des neuen Innensenators Andy Grote (SPD).

Es ist bereits das zweite Mal in diesem Monat, dass Polizisten auf der angeblichen Suche nach Dealern ohne richterlichen Durchsuchungsbeschluss in Privatwohnungen und in die Hafen-Vokü in den bunten Häusern am Hafenrand eindrangen. In der Szene wird gemutmaßt, die Polizeiführung wolle Grote „in aller Deutlichkeit demonstrieren, wer in dieser Stadt das Sagen hat.“ Schließlich würden linke und liberale Kräfte in Hamburg von Innensenator Grote erwarten, „dass er in der Polizeiführung kräftig ausmistet“.

Bei dem Einsatz am Dienstag wurde eine Bewohnerin leicht verletzt und ein Schwarzafrikaner festgenommen. Der Anwältin der Bewohnerin sollen Auskünfte und Begründung für die Durchsuchung verweigert worden sein. Bei der Razzia am 4. Februar in der Hafen-Vokü sollen Polizisten die Personalien aller anwesenden Schwarzen festgestellt haben. Die linke Szene spricht deshalb von „rassistischen Kontrollen“.

Der 47-jährige Grote, seit dem 20. Januar neuer Innensenator, gilt den Hardlinern in Opposition und Polizei als zu weich. In seiner vorigen Funktion als Bezirksamtsleiter von Hamburg-Mitte, wozu auch die Hafenstraße gehört, hatte der im Stadtteil St. Pauli lebende Grote keine Scheu vor Kontakten zu linken Stadtteilaktivisten gezeigt.

Im taz-Interview sagte er vor einer Woche, mit einem breiten Spektrum von Menschen sprechen zu können, sei auch als Innensenator „kein Nachteil“. Vielleicht doch. smv