Guter Soundtrack für die Couch

Konzert Eine Band aus Lorch nennt sich Wyoming; das sagt viel über das musikalische Motiv der Sehnsucht. Sie spielten im Monarch, zart und sachte

Manchmal trommelte der Schlagzeuger fast schon zickig gegen eine zu große Schlaffheit

Auf ein Wort: Nett. So geht es nämlich prinzipiell bei Wyoming zu. Eine nette Musik.

Und das wirklich Aufregende an dieser 2012 gegründeten Band ist ja auch erst einmal, dass sie aus Lorch kommt und damit das hessische Städtchen im Rheingau, das übrigens im Jahr 1085 in einer Urkunde von Erzbischof Wezilo erstmals schriftliche Erwähnung findet, auf die deutsche Poplandkarte gesetzt hat.

Was eben heißt, dass Pop überall geht. Dass überall die Sehnsucht brennt. Auch die nach der Ferne, die man wohl in Lorch gleichermaßen kennt, und dann nennt man sich eben genau so als Band, Wyoming, was doch schön und rund klingt. Bei dem Trio muss man es sich ganz ohne einen Country-Zungenschlag vorstellen.

Mittlerweile ist es, nicht ganz so weit weg, in Köln ansässig, hat bereits zwei Alben vorgelegt und macht laut Wikipedia Dream Pop.

Eine eher stimmungsbetonte Musik also, bei der im Zweifelsfall mehr auf ätherische Texturen gesetzt wird als auf einen hart gerifften Rock. Mehr Pastelltöne, keine grellen Farben. Statt schreien lieber flüstern. Eine zart wattierte Schlaffheit, ein guter Soundtrack für die Couch. Aber 1. ist das Sofa allemal ein toller Ort, von dem man 2. auch immer mal runterrollen und auf die Füße kommen kann für ein Tänzeln – wenn denn die Musik mal etwas agitierter zur Sache geht. Und das hatten Wyo­ming bei ihrem Konzert am Donnerstag im Monarch durchaus mit im Programm mit einem quirligen Pop, und manchmal trommelte der Schlagzeuger fast schon zickig gegen eine zu große Schlaffheit. Außerdem kennt die Band nicht nur ein sachtes Schwelgen in den aufquellenden Soundflächen, sondern dazu auch fast schon sommerfrische und fröhlich mit sich Fangen spielende Melodien. Die allerdings doch eher Ausflüge waren aus einer sonst recht herbstmüde gestimmten, wehmütigen Musik im Mo­narch.

Dazu hampelte der Sänger und Bassist, der mit seiner Schminke ein wenig an den somnambulen Cesare aus dem Caligari-Stummfilm erinnerte, ansatzweise so aufgeregt herum, dass man das bereitwillig als Bühnenshow auslegen mochte.

„We are lunatics“, heißt es in einem der Lieder von Wyoming. Diese alte, immerfrische jugendliche Selbstbezichtigung, mit seiner Mondsüchtigkeit halt draußen zu stehen und irgendwie nicht ganz von dieser Welt hinieden zu sein. Irre eben.

Aber nun auch nicht wirklich durchgeknallt. Nicht in der Musik, die letztlich eben genau so nett war, wie sie wohl sein wollte.

Nur nett aber, das ist manchmal dann auch ein bisserl langweilig. Thomas Mauch