heute in Bremen
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„Eher mittelstandsorientiert“

MIETE Die CDU-ArbeitnehmerInnen debattieren über die fehlenden Wohnungen in Bremen

Kai-Ole Hausen

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43, ist Referent für Wirtschafts- und Infrastrukturpolitik der Arbeitnehmerkammer in Bremen.

taz: Wie groß ist denn nun die Wohnungsnot in Bremen, Herr Hausen?

Kai-Ole Hausen: Knapp sind vor allem kleinere Wohnungen, die auch preiswert sind. Unklar ist dabei, wie sich die Zuwanderung von über 10.000 Geflüchteten auf den Wohnungsmarkt auswirken wird. Bisher ging man davon aus, dass bis 2020 in Bremen etwa 14.000 neue Wohnungen gebaut werden müssen. Rechnet man die Geflüchteten hinzu, könnten es aber eher 20.000 Wohnungen sein, für die es Nachfrage, aber bislang kein Angebot gibt.

Rot-Grün setzt vor allem auf die Privatwirtschaft, um das Problem zu lösen. Reicht das?

Zieht man einmal Bilanz, so kann man sagen, dass die Ziele der Wohnungsbauoffensive von 2012 nicht erreicht wurden. Wenn man sich anschaut, was sich der Senat bis 2018 vorstellt, kann ich bisher nicht erkennen, dass die Ziele zu erreichen sind. Es ist meine feste Überzeugung, dass hier mehr getan werden muss!

Hat die Immobilienwirtschaft überhaupt ein Interesse an billigen Wohnungen?

Wenn neues Baurecht geschaffen wird, müssen ja ein Viertel der neuen auch Sozialwohnungen sein. Da können die Unternehmen gar nicht anders, als das umzusetzen, auch wenn es ihre Rendite schmälert.

Rot-Grün ist da sehr stolz drauf!

Die Kaltmieten in diesen Sozialwohnungen kosten 6,10 bis 6,50 Euro pro Quadratmeter, während der Durchschnitt der Mieten etwa in der Neustadt bei sieben Euro pro Quadratmeter liegt. Damit erreicht diese Quote nicht jene Gruppen, die es besonders nötig haben: Sie ist eher mittelstandsorientiert.

Könnte die Gewoba da helfen?

Wenn man sie in die Lage versetzt: Ja. Dazu müsste sie die personellen Ressourcen für eine eigene Neubau-Abteilung bekommen – und mit den von ihr erwirtschafteten Überschüssen aktiv in das Marktgeschehen eingreifen können. Bislang arbeitet sie vor allem mit privaten Investoren zusammen. Aber es gibt keinen Grund, warum sie nicht auf eigene Rechnung bauen sollte. Der Durchschnitt der Wohnungen der Gewoba kostet derzeit 5,50 Euro pro Quadratmeter.

Geht die Sozialwohnungsquote am Bedarf vorbei?

Es ist ein richtiger Impuls. Aber es müssen mehr Anstrengungen unternommen werden. Rot-Grün setzt gegenwärtig stark auf Sickerungseffekte, also auf die Hoffnung, dass günstige Wohnungen frei werden, wenn Leute in neue umziehen. Aber die Mieten werden ja bei der Neuvermietung in der Regel angehoben. Also wird teurer, was eben noch günstig war.

Wo kann man in Bremen überhaupt noch günstig wohnen?

In Bremerhaven! In der Stadt Bremen ist es in Blumenthal am günstigsten, gefolgt von Huchting, Hemelingen oder Gröpelingen. In vielen – ehemals günstigen – Quartieren ist in den letzten drei Jahren eine deutliche Dynamik bei den Mietpreisen festzustellen.

Was bringt die Innenverdichtung der Stadt?

Das ist ein richtiger Ansatz, auch wenn es im Kernbereich der Stadt wenig Flächen gibt, die man noch entwickeln kann. Aber es gibt schon Infrastruktur, die man anderswo erst bauen muss. INTERVIEW: Jan Zier

18.30 Uhr, Ortsamt Osterholz, Osterholzer Heerstraße 100