Wagenburg soll
Flüchtlingen weichen

PROTEST Linkes Projekt befürchtet Verdrängungaus Neukölln – ausgerechnet durch Flüchtlinge

Die Bewohner des "radikal-queeren Wagenplatz Kanal" haben Angst um ihre Zukunft. Das Grundstück in der Neuköllner Kiefholzstraße 74, auf dem sie leben, steht auf der Liste für die geplanten modularen Flüchtlingsunterkünfte (MUF). "Es gibt genug Leerstand in Berlin", beschwert sich Bewohnerin Aischa gegenüber der taz.

Vor zwei Wochen hatte Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) eine Liste mit 26 Standorten für MUFs vorgelegt, die zunächst für Flüchtlinge vorgesehen sind, später für andere Bewohner. Insgesamt sollen 60 dieser Fertigbauhäuser entstehen, dazu 30 Containersiedlungen.

Die Wagenburgler lehnen die MUFs grundsätzlich als "Lager" ab. "Die Flüchtlinge sollen menschenwürdig wohnen können", sagt Aischa. Stattdessen würden sie immer schneller abgeschoben, "dann können Studenten hier rein" – Gentrifizierung durch die Hintertür.

Eine rechtliche Handhabe gegen ihren Rauswurf haben die Bewohner wohl nicht. Sie werden vom Eigentümer, der Berliner Immobilien Management (BIM), nur geduldet. Ein Mietvertrag kam nicht zustande, weil die BIM im Vertrag festschreiben wollte, dass keine Flüchtlinge, Roma und Illegale auf dem Gelände wohnen dürfen.

Die Neuköllner Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) kann die Aufregung nicht verstehen. "In Zeiten, wo wir reihenweise Turnhallen beschlagnahmen, muss es erlaubt sein, über ein Grundstück zu sprechen, für das es keinerlei vertraglich vereinbarte Nutzung gibt", sagte sie am Dienstag der taz. Ihre Sorge gilt vielmehr dem Mitmachzirkus Mondeo in Britz, der ebenfalls einer MUF weichen soll.

Für den heutigen Mittwoch (16 Uhr) rufen die 20 BewohnerInnen zu einer Kundgebung vor dem Neuköllner Rathaus auf. SUM