Möglicher Veranstalter
birgt Konfliktstoff

1. Mai Der Fanmeilen-Ausrichter Willy Kausch könnte in diesem Jahr das Myfest übernehmen

Massenfeste sind seine Spezialität: Der Party-Veranstalter Willy Kausch, der unter anderem die Silvesterfeier sowie die Fanmeile am Brandenburger Tor organisiert, könnte in diesem Jahr das Kreuzberger Myfest übernehmen. Am Dienstag werde ein Gespräch zwischen Kausch, dem Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg und dem Netzwerk Myfest stattfinden, bestätigte Soner Ipekcioglu, der das Myfest seit vielen Jahren als Teil des Netzwerks mitorganisiert, am Sonntag. Zuvor hatte die Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne) dem Tagesspiegel gegenüber gesagt, dass Kausch sich mit seinem Unternehmen, der K.I.T. Group, als Veranstalter beworben habe.

Die Nachricht birgt Konfliktstoff. Dem Tagesspiegel sagte Herrmann, das Myfest werde auch mit Kausch keine Party wie die Fanmeile werden: Wie gehabt würden sich die AnwohnerInnen um die kulinarische Versorgung und das Netzwerk um das Bühnenprogramm kümmern. Ipekcioglu sieht das allerdings anders: „Wir haben zuerst aus der Presse von der geplanten Zusammenarbeit erfahren und erwarten nichts Gutes“, sagt er. „Das Myfest lebt davon, dass wir keine Standmiete verlangen, dass wir nicht mit großen Firmen zusammenarbeiten und keine Werbebanner aufhängen.“ All das sieht er nun in Gefahr: „Wenn das eine kommerzielle Bratwurstveranstaltung wird, dann sind wir raus.“

Das 2003 eingeführte Myfest, das jedes Jahr am 1. Mai rund um die Oranienstraße stattfindet, ist umstritten: Während Senat und Bezirk, aber auch AnwohnerInnen das Fest als erfolgreiche Befriedungsmaßnahme feiern, kritisieren andere, das Fest nehme dem Tag politische Bedeutung. Analog zu den Ausmaßen des Myfests, das im letzten Jahr mehr als 45.000 Besucher anzog, wachsen außerdem auch die Beschwerden der AnwohnerInnen über die Straßenparty.

Im September gab die Polizei bekannt, das Myfest schon lange nicht mehr als politische Versammlung zu werten. Der Bezirk erklärte daraufhin, nicht mehr als Veranstalter zur Verfügung zu stehen, weil er unter diesen Bedingungen anders als bei einer unter das Versammlungsrecht fallenden Veranstaltung selbst für die Sicherheit haftet. Ob es ein nächstes Myfest geben wird, ist seitdem unsicher.

Der Bezirk hatte gefordert, das Land Berlin müsse das Myfest als Veranstalter übernehmen. An der K.I.T Group hält die zu 99,7 Prozent landeseigene Messe Berlin GmbH 75 Prozent. Malene Gürgen