HAMBURGER SZENE VON UTE BRADE
: Ballett, Wein und Lilien

Ansonsten keine Spur vom „Skandalrocker“. Pete Doherty macht heute mal das, was er kann: Er singt

Nach der zweiten Vorgruppe glaubt wohl keiner mehr, dass er noch kommt. Dann plötzlich kreischen doch ein paar Mädels los. Das Publikum klatscht und ruft: „Peter! Peter!“ Ein weißer Anzug mit schwarzem Hut torkelt auf die Bühne, sagt „Hello“ –und verschwindet wieder.

Die Lichter gehen wieder an, die Bühne ist leer. Der Laden dagegen ist brechend voll, und allmählich werden die Leute ein bisschen unwirsch. Kommt er nun oder kommt er nicht?

Pete Doherty macht es wie immer spannend. Um Viertel nach zehn ist er da. Gleicher Hut, anderer Anzug. Ein Double? Er stimmt die ersten Takte von „Delivery“ an, die Bühne ist ins rotes Licht getaucht, vorne steht ein Strauß Lilien, Balletttänzerinnen schweben im Hintergrund umher. Fast schon romantisch.

Alle ein, zwei Songs gönnt Doherty sich ein paar Schlucke Rotwein. Er schwankt ein wenig. Kommt dabei gefährlich nahe an den Bühnenrand. „Bloß nicht runterfallen, bloß nicht umkippen“ – das hoffen wohl viele hier.

Ansonsten aber keine Spur vom „Skandalrocker“. Der macht heute mal das, was er kann: Er singt. Eine Stunde lang , Libertines-, Babyshambles- und Solostücke. Ganz ohne Herzstillstand. Ohne Pöbeln. Ohne Nazihymne. Einmal stößt er sich die Zähne am Mikrofon, taumelt zurück und schmeißt die Lilien um. Irgendwas muss eben doch immer umfallen.