Kino für die Kurzen

LEINWAND-PÄDAGOGIK Zum elften Mal zeigt das Festival „Sehpferdchen“ internationale Filmefür Kinder und Jugendliche. Manches im Programm dürfen aber auch Erwachsene ansehen

Auch im Programm: „Kleine Gangster“ von Arne Toonen Foto: Dutch Filmworks DFW

Den ersten Kinobesuch vergisst wohl niemand. In Hannover haben seit 1994 viele Menschen ihren ersten Film auf der großen Leinwand beim Besuch des „Sehpferdchens“ gesehen. Vielleicht gar beim „Spatzenkino“, dem Programm mit Kurzfilmen für die ganz Kleinen – ganz sicher aber mit umfassender pädagogischer Unterstützung: Denn zu jeder Vorstellung gibt es eine Moderation und Gespräche mit Gästen, jeweils auf das Alter des Publikums zugeschnitten.

Dieser Ansatz ist den Veranstaltern wichtig: Entstanden ist das „Sehpferdchen“ aus der Stadtteilkulturarbeit und der Kinderfilmarbeit des Kommunalen Kinos Hannover, und wenn in Profil oder auch Grußworten viel von „Medienkompetenz“ die Rede ist, dann ist das ausnahmsweise keine leere Floskel: Über die Jahre ist das Festival wirklich zu einer Schule des Sehens geworden.

Im Programm finden sich Filme aus aller Welt, von denen die meisten hierzulande keinen Verleih haben. Weil in der Folge auch nicht immer Geld da ist für Untertitel, werden die gezeigten Originalfassungen zum Teil auf Deutsch eingesprochen. Zwischen dem 21. Februar und dem 6. März werden 25 Langfilme gezeigt, für viele davon haben Grundschulen Patenschaften übernommen, dazu gibt es ein kreatives Rahmenprogramm, etwa das Drehen von eigenen Videos, Theaterinszenierungen, oder Schreibwerkstätten. Filmfestzentrale ist das Kino im Künstlerhaus, wo es im Abendprogramm dann „Sehpferdchen“-Filme zu sehen gibt, die auch für Erwachsene interessant sind. So etwa der türkische Spielfilm „Schneepiraten“, über die Zeit der Militärjunta.

Viele der Filme werden in Braunschweig noch mal gezeigt, auch in der Neuen Schauburg in Burgdorf sowie dem Stadttheater Wunstorf läuft eine Auswahl. Eröffnet wird das Festival an diesem Sonntag mit „Ente Gut! Mädchen allein zu Haus“, der eben erst bei der Berlinale Weltpremiere hatte. Regisseur Norbert Lechner erzählt von der elfjährigen Linh, die mit ihrer vietnamesischen Familie in Deutschland lebt und sich alleine um alles kümmern muss, als ihre Mutter zurückfährt, weil die Großmutter krank geworden ist.

Der Film passt ideal zum Programmschwerpunkt „Welt Panorama Kinder“: 13 Filme widmen sich da den unterschiedlichen Lebensverhältnissen von Kindern in anderen Ländern, sei es in Kalmükien (in „Das himmlische Kamel“), bei den Wasserverkäufern Trinidads („Sallys Weg“) oder in einem buddhistischen Kloster in Myanmar („Goldenes Königreich“). HIP

Das „Sehpferdchen im Internet: www.sehpferdchen2016.mzrh.de