McKinsey hat Probezeit bestanden

Kommentar

von Stefan Alberti

Auftrag für Beratungsfirma

McKinsey soll jetzt also Geld sehen. Die Beratung des Senats beim Flüchtlingsmanagement soll nicht länger ein Akt guten Willens sein, sondern ein richtiger Auftrag an das Unternehmen, für den es 238.000 Euro gibt. Wenn man es ganz böse sehen will, ist es wie auf dem Drogenmarkt: erst die Leute mit Stoff für umsonst anfixen, um sie dann als Süchtige auszunehmen. In diese Richtung scheint die Kritik aus der Opposition zu gehen: Die Sache sei „nicht ganz sauber“ und habe „ein Geschmäckle“. Das kann man so sehen – aber das wird der Sache nicht gerecht.

Tatsächlich scheint sich McKinsey in den vergangenen Wochen und Monaten unbezahlter Pro-bono-Tätigkeit in der Flüchtlingsstabsstelle unersetzlich gemacht zu haben, selbst bei Organisationsprofis wie dem früheren Polizeipräsidenten und jetzigem Staatssekretär Dieter Glietsch. Der zentrale Unterschied ist bloß: McKinsey liefert keine kaputt machenden Drogen, sondern Management-Know-how, von dem die Flüchtlinge profitieren.

Natürlich kann man jetzt auch fordern, dass dieser 238.000-Euro-Auftrag über mehrere Wochen europaweit ausgeschrieben wird. Man kann aber auch pragmatisch sagen: McKinsey’s ehrenamtliche Unterstützung war quasi die Probezeit, der Lackmustest – besser lässt sich gar nicht beurteilen, ob einer etwas bewirken kann oder nicht. Hätte McKinsey bisher einen schlechten Job gemacht, hätte sich das Unternehmen damit selbst für weitere Aufgaben diskreditiert.

Hat es aber nicht. Bliebe der Einwand, dass es da vielleicht einen McKinsey-Konkurrenten geben könnte, der es für ein paar Zehntausend Euro billiger machen würde, vielleicht allein deshalb, um einen Fuß in die Tür zu bekommen. Doch dieser Ersparnis stünden verlorene Wochen während Ausschreibung, Vergabe und Einarbeitung gegenüber – und das Risiko, dass die Alternative zu McKinsey am Ende doch nicht so gut wäre wie in ihrem Angebot. Zu viel Risiko, um in der jetzigen Lage eine bewährte helfende Hand loszulassen.