Integration für die Kleinsten

Erstkontakt Rot-Grün will in der Nähe von Flüchtlingsunterkünften zehn Eltern-Kind-Zentren bauen

„Eltern-Kind-Zentren bieten gute Integrationsmöglichkeiten“

Uwe Lohmann, SpD-Fraktion

Beim Reinkommen in das Eltern-Kind-Zentrum bei der Kita Schilleroper hört man Kinder spielen. Auf dem Boden liegt Spielzeug und kleine Kinder krabbeln umher. Man könnte meinen, dass es sich hier um eine ganz normale Kita handelt, wären da nicht auch die Eltern. Sie begleiten ihre Kinder und kommen mit den Erzieherinnen ins Gespräch. Sie tauschen sich aus – über Rezepte, die besten Windeln oder ganz allgemein über die richtige Erziehung. Dabei hilft auch, dass viele Mitarbeiterinnen in den Eltern-Kind-Zentren (Ekiz) nicht nur professionelle Pädagoginnen, sondern auch selber Mütter sind.

Jährlich gibt Hamburg 2,7 Millionen Euro für die momentan rund 40 Ekiz. SPD und Grüne wollen zehn weitere dieser Einrichtungen in Hamburg bauen. Die Standorte sind in der Nähe von Flüchtlingsheimen angesiedelt, da die beiden Fraktionen von ihrem Integrationspotenzial überzeugt sind.

Der familienpolitische Sprecher der SPD-Fraktion Uwe Lohmann meint: „Eltern-Kind-Zentren bieten gute Integrationsmöglichkeiten, weil die Erzieherinnen und Erzieher vor Ort die soziale Umgebung gut kennen und zugleich die kulturelle Herkunft der Familien berücksichtigen können.“ Zwei Ekiz sind schon für 2016 geplant, sie sollen in Bergedorf und in Neugraben-Fischbek angesiedelt werden. Die Kosten für die beiden Zentren liegen bei rund 500.000 Euro. Am heutigen Mittwoch will die Bürgerschaft über den Antrag entscheiden.

Da man die Zentren kostenlos, ohne Kita-Gutschein und ohne Anmeldung besuchen kann, sind sie auch für arme Familien und Flüchtlinge attraktiv.

Sabine Popp vom Ekiz Schilleroper berichtet von ihren Erfahrungen: „Bei uns in der Nähe ist kein Flüchtlingsheim, deswegen kommen momentan selten Flüchtlinge zu uns.“ Vor einer Weile seien aber Flüchtlinge von der Aufnahmestelle beim Hauptbahnhof zu Besuch gekommen. „Da es bei uns nur weibliche Mitarbeiterinnen gibt, fühlten sich die Frauen in der Lage, ihre Kopftücher abzunehmen“, sagt Popp. Danach duschten sie und bekamen etwas zu essen. Ihre Kinder spielten währenddessen. „Sie verstanden sich gut mit den anderen Kindern“, erinnert sich die Pädagogin, „die waren fasziniert von den blonden Haaren mancher Kinder, sie haben ja noch nie welche gesehen.“

Später kam ein ehrenamtlicher Deutschlehrer vorbei, und gab den Flüchtlingen Deutschunterricht. „Die Arbeit mit den Flüchtlingen war auf jeden Fall erfolgreich“, findet Popp. Für viele sei das Ekiz an der Schilleroper aber leider zu weit weg. „Deswegen haben wir uns vorgenommen, auch weiterhin selber Flüchtlingsheime und Aufnahmestellen zu besuchen.“Da könnten die neuen Ekiz in der Nähe von Flüchtlingsunterkünften perspektivisch Abhilfe schaffen. Johannes Jakobeit