Fukushima

Als erste von sieben evakuierten Städten in der früheren Sperrzone um das Atomkraftwerk darf Naraha wieder besiedelt werden

Japans Energiemix wird grüner

Interessen Atomlobby und Regierung wollen wieder mehr Atomstrom. AKW-Gegner klagen eifrig gegen Neustarts stillgelegter Reaktoren

TOKIO taz | Fünf Jahre nach der Katastrophe im Atomkraftwerk von Fukushima ist noch unklar, wie sich der japanische Energiemix künftig entwickeln wird. Auf dem Papier richtet sich die Energiepolitik bis 2030 neu aus: Der Anteil der erneuerbaren Energien – 2009 lag er bei 9, heute bei 12,7 Prozent – soll dann auf 22 bis 24 Prozent steigen. Die Atomkraft soll wieder hochgefahren werden, auf 20 bis 22 Prozent. Derzeit stehen die meisten AKW still. Bis März 2011 lieferten sie 27 Prozent der Energie in Japan.

Viele bezweifeln, dass das offizielle Ziel umgesetzt wird. Der Strommarkt ist liberalisiert worden, neue Produzenten untergraben das bisherige Oligopol aus zehn Versorgern. Zudem werden Stromerzeugung und Stromnetz getrennt. Ab dem 1. April können sich die Endkunden ihren Versorger frei aussuchen. Der Einbau von Millionen digitaler Stromzähler ermöglicht einen schnellen Anbieterwechsel.

Die von der Regierung erhoffte Renaissance der Atomkraft ist nicht in Sicht. Seit Sommer 2015 wurden erst drei AKW wieder hochgefahren. Nur für die Hälfte der 43 abgeschalteten Meiler haben die Betreiber eine neue Betriebsgenehmigung beantragt. Hunderte Rechtsanwälte der ­AKW-Gegner versuchen jeden Neustart gerichtlich zu verhindern.

Die Atomlobby will den Vormarsch von erneuerbaren Energien bremsen. Der garantierte Einspeisetarif für Solarstrom wurde seit Juli 2013 von 42 auf 24 Yen (0,19 Euro) je Kilowattstunde gesenkt, die Steuersubvention für Solarkraftwerke abgeschafft. 2016 dürften dennoch 14 Gigawatt Solarkapazität in ­Betrieb gehen, schätzt der Wirtschaftsdienst Bloomberg. In den nächsten Jahren kommen erste Windparks auf See und Erdwärme-Kraftwerke. Die Zukunft des Stroms ist auch in Japan grün. Martin Fritz