Naturschützer wollen Meyer-Werft retten

EMSKANAL WWF, BUND und Nabu stellen den Entwurf einer Machbarkeitsstudie vor. Die Zielsetzung ist schon im Vorwege klar: Die Meyer-Werft soll ihre Luxusliner auch künftig in Papenburg bauen können

„Unser Vorschlag kann als Vertrauensbruch an unserer Basis gewertet werden“

BEATRICE CLAUS, WWF

„Wir haben unseren Kampf gegen eine Verlagerung der Meyer-Werft an die Küste verloren und müssen neue Wege gehen.“ Mit diesem Eingeständnis begründete der BUND-Landesgeschäftsführer Niedersachsen Karl-Wilhelm Bodenstein-Dressler den Vorschlag seines Verbands und des WWF, einen Kanal parallel zur Ems zu bauen. Über diesen Kanal soll die Papenburger Meyer-Werft ihre Luxusliner in die Nordsee bugsieren können, ohne, wie bisher, mit Stauungen das Ökosystem der Ems zu zerstören. Am Dienstag stellten die Verbände einen entsprechenden Entwurf für eine Machbarkeitsstudie in Leer/Ostfriesland vor.

„Unser Vorschlag kann als Vertrauensbruch an unserer Basis gewertet werden“, begrüßte Beatrice Claus vom WWF die über 150 angereisten Naturschützer. Die fühlten sich von den Naturschutzfunktionären tatsächlich teilweise „verschaukelt“.

Der vorgestellte Entwurf einer Machbarkeitsstudie, die rund 2,5 Millionen Euro kosten soll, bot wenig Anlass zur Beruhigung der Gemüter. Denn als eine Voraussetzung der Untersuchung verlangt er die Sicherung und Förderung des Werftenstandorts Papenburg. Keine Rede ist mehr davon, die Meyer-Werft an die Küste zu verlegen. Als weitere Grundlage der Untersuchung soll der Jade-Weser-Port unterstützt werden. Der 35 Kilometer lange Emskanal von Dörpen über Papenburg nach Leer könnte den im Bau befindlichen Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven ans internationale Binnenschifffahrtsnetz anbinden.

Auf großen Protest stieß die Ankündigung, dass auch ein Dauerstau der Ems als eine Option geprüft werden soll. Dies bedeute die völlige Zerstörung des tideabhängigen Flusses, so ein Naturschützer. Im Widerspruch zu den vorgenannten Zielen verlangt der Entwurf auch eine Renaturierung der Ems. An Hand welcher Kriterien, blieb allerdings offen.

Kopfschütteln erntete Claus mit der Mitteilung, dieser Entwurf zur Machbarkeitsstudie für einen Kanal müsse noch von einer Lenkungsgruppe in der Staatskanzlei genehmigt und verabschiedet werden – denn mit am Tisch sitzt dort die Papenburger Meyer-Werft.

Der Entwurf zementiere nicht nur den Werftstandort Papenburg, die Werft selbst bestimme auch mit welchen Maßnahmen dies zu geschehen hat, kritisierten die Zuhörer. Holger Buschmann, Vorsitzender des Nabu-Niedersachsen, versucht zu schlichten: „Der Nabu ist an der Kanalidee nicht beteiligt gewesen. Aber lasst uns fair alle Möglichkeiten zur Rettung der Ems untersuchen, auch unkonventionelle.“ THOMAS SCHUMACHER