Schiffchen im Trockenen

Hansa Heavy Lift Wie der Finanzinvestor Oaktree dank Stolberg Hamburger Reeder wurde

Als Beluga in die Insolvenz schlitterte, trug daran nach Auffassung des Emissionshauses HCI vor allem Oaktree die Schuld

Am Anfang stand die Geldanlage in einem interessanten Markt – der Einstieg in den Schwergut-Transport zur See zum Schnäppchenpreis: Die Bremer Beluga-Gruppe, mit über 70 Schiffen Weltmarktführer in dieser Branche, benötigte infolge der Weltwirtschaftskrise im Jahr 2010 dringend frisches Geld. Für den US-amerikanischen Finanzinvestor Oaktree, der heute Geldanlagen im Wert von über 100 Milliarden US-Dollar managt, eine günstige Gelegenheit, sich mit schließlich 49,5 Prozent an der Bremer Spezialreederei zu beteiligen.

Als Beluga dann bereits 2011 in die Insolvenz schlitterte, trug daran nach Auffassung des Emissionshauses HCI, das zuvor selbst viele Privatanleger zur Geldanlage in Beluga-Schiffe gebracht hatte, vor allem Oaktree die Schuld. Wie auch immer: Oaktree hielt sich mit Schiffen aus der Insolvenzmasse schadlos und gründete 2012 zum Staunen der Branche eine eigene Schwergut-Reederei: Die Hansa Heavy Lift (HHL) in Hamburg.

Heute zählt die HHL-Flotte insgesamt 19 der teuren Spezialschiffe, die Mehrzahl ehemalige Beluga-Frachter. Unter ihrem von Oaktree entsandten Chef Roger Iliffe etablierte sich die HHL recht schnell als gewichtiger Player in einem eng umkämpften Markt. Seit 2014 schreibt die junge Reederei nach eigenen Angabe erstmals Gewinne, doch das Marktumfeld bleibt hart. Nicht nur die Überkapazität bei den Schwergut-Schiffen drückt die Frachtraten – auch die Konkurrenz der Containerschiffe, die immer häufiger auch Schwergüter transportieren.

Ob sich das Geschäft mit den Bremer Schiffen für Oak­tree insgesamt rechnet, hängt nur zum Teil vom laufenden Geschäft ab. Entscheidend dafür sind die Konditionen des Einstiegs im Jahr 2010 und der Übernahmepreis nach der Insolvenz. In jedem Fall aber, so meinen Branchenkenner, wäre ein Notverkauf der damaligen Beluga-Schiffe Oaktree teurer gekommen,als die Gründung einer eigenen Reederei.

Florian Marten