Muss als Rom sichtbar sein

KRITIK Hamze Bytyci über die Macht der Vorurteile gegen Roma

„Solange es auf dem Gelände eines ehemaligen KZ, wo mehrere hundert Roma starben, eine durch die EU geförderte Schweinefarm geben darf, ist es für mich keine Frage der Wahl, Rom zu sein. Mehr noch: Es ist meine Pflicht, als Rom sichtbar und aktiv zu sein. Denn aus einem südböhmischen Zigeunerschnitzel aus Lety lässt sich nicht so einfach ein Veggie-Burger machen. Egal ob als Kleinkind in Kirchenasyl oder jetzt doch leider durchgentrifiziert: Ich gebe mich nicht als Rom, weil es gut ankommt, sondern gezwungenermaßen.

Die Macht der Vorurteile reicht so weit, dass sie uns Opfer des nazistischen Rassenwahns vergessen lässt, die nur paar Meter von Schweinescharen und ihren Fäkalien in Massengräbern liegen. Aber auch Roma vorverurteilen.

Alle, die ich bisher gefragt habe, wussten das Sprichwort „Homo homini lupus est“ ins Romanes zu übersetzen. Vor allem wenn es um Flüchtlinge geht. Und so, wenn ich lese, dass Frontex zukünftig vielleicht auch ohne Einwilligung der Nationalstaaten ‚unsere Grenzen beschützen‘ soll, will ich nicht nur Rom sein, sondern Mensch.“

Hamze Bytyci, 33, ist Filmschaffender, Performer und interkultureller Theater­pädagoge, er lebt in Neukölln. Mehr Info: romatrial.org